Rezension

Billige und anspruchslose Leseunterhaltung, die zwar nicht jedem, aber Genreliebhabern Spaß machen dürfte.

V-Wars. Die Vampirkriege - Jonathan Maberry

V-Wars. Die Vampirkriege
von Jonathan Maberry

In diesem Monat erschien auf Netflix die kanadische Science Fiction-Horror-Serie „V Wars“, die auf dem gleichnamigen Buch von Jonathan Maberry basiert. Das über fünfhundert Seiten starke Werk beschäftigt sich mit der zunehmenden weltweiten Ausbreitung eines Virus, das die Menschen in vampirähnliche Wesen verwandelt und politische Instanzen vor große Herausforderungen stellt. Wie mir die Lektüre gefallen hat und wem ich sie weiterempfehlen kann, erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Der Aufbau der vorliegenden Lektüre ist bemerkenswert: „V Wars“ besteht aus insgesamt zwölf verschiedenen Kurzgeschichten, die ineinander verstrickt die fatalen Folgen der Krankheit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Diese Kombination gerät jedoch ziemlich holprig, da nur wenig Zusammenhang zwischen den Teilebenen und somit für den Leser nur über kurze Intervalle hinweg ein richtiger Lesefluss besteht. Ein durchgängiger Handlungsbogen ist nicht ersichtlich.

 

Insgesamt geht es häufig um den gesellschaftspolitischen Umgang mit den Infizierten und dieser aktuelle Konflikt fördert einige interessante Ansätze zutage, die spannend zu beobachten sind und zum Nachdenken anregen. Bestehende ethische Basen bestehen nicht länger, neue Betrachtungs- und Werteideen werden wichtig und sorgen für große Reibungsfläche innerhalb der Bevölkerung. Hier zeigt sich, dass das Szenario sehr wohl überzeugend und packend sein kann, wenn es nicht gerade hinter den markanten erzähltechnischen Schwächen untergeht.

 

Die einzelnen Kurzgeschichten sind qualitativ nicht gleichwertig, sodass das Spannungsniveau nicht auf einer Höhe bleibt, sondern sich auf einer unregelmäßigen Schlangenform bewegt. Teilweise fühlte ich mich gut unterhalten; an einer anderen Stelle langweilte ich mich aber des schleppenden Erzähltempos wegen. So wirkt „V Wars“ oftmals etwas lieblos zusammengeschustert und daher unausgeglichen. Für den Leser fehlen Identifikationsfiguren mit ihrer Funktion als Konstante innerhalb des Szenarios.

 

Der Schreibstil ist durchgehend einfach zu lesen; nur störte ich mich mehrmals an dem durch umgangssprachliche, fast schon vulgäre Ausdrucksweise geprägten Umgangston. Die Schilderung von blutrünstigen Szenen gerät zahlmäßig dermaßen außer Kontrolle, dass angewandte pure Gewalt ihre gesamte Schockkraft verliert und für den Leser zu einem  gewöhnlichen Umstand heranwächst, der nicht hinterfragt, sondern akzeptiert wird. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen.

 

Zunehmend verstärkt sich der Eindruck, dass das Buch zwischenzeitlich seinen Fokus verliert und selbst nicht ganz weiß, welche Geschichte es denn nun erzählen will. Somit gerät die Untersuchung nach Hintergrund und Entstehung des Virus nicht zufriedenstellend; zudem kommt der Autor zu keinem würdigen Abschluss, sondern verharrt an scheinbar beliebiger Ort und Stelle. Die fehlende Ausgereiftheit des Werks bleibt wie ein fader Beigeschmack kleben; nur eine etwaige Fortsetzung würde einen solch abrupten Schluss rechtfertigen.

 

Ich möchte „V Wars“ seinen großen Unterhaltungswert gar nicht absprechen. Für Leser, die sich von einer anspruchslosen, blutigen und trashigen Geschichte begeistern lassen können, ist hier sicherlich ein faires Angebot gefunden. Einen innovativen Fortschritt für das Genre des Vampirromans tut das Werk keineswegs, sondern verwertet bereits bekannte Elemente weiter.

 

„V Wars: Die Vampirkriege“ ist billige und anspruchslose Leseunterhaltung, die zwar nicht jedem, aber Genreliebhabern Spaß machen dürfte.