Rezension

Biografisch

In jedem Augenblick unseres Lebens - Tom Malmquist

In jedem Augenblick unseres Lebens
von Tom Malmquist

 

 

Toms Leben wird innerhalb eines knappen Jahres völlig auf den Kopf gestellt. In einem Moment noch ist die Welt für ihn in Ordnung, er und seine Lebenspartnerin Karin blicken glücklich in die Zukunft, beide erwarten ein Baby. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu: Karin ist an ALM erkrankt, einer akuten myeloischen Leukämie, wie im Notfallkrankenhaus diagnostiziert wird. Um Karins Organe zu entlasten, wird das Baby per Kaiserschnitt geholt, sieben Wochen zu früh. Detailliert schildert der Ich-Erzähler Tom, wie er hektisch zwischen Brutkasten, Intensivstation und Familienzimmer hin- und hereilt, Arztgespräche führt, den Verwandten und Freunden Bericht erstattet, die kleine Livia füttert und um das Leben seiner Partnerin bangt. Akribisch genau beschreibt er die Vorgänge im Operationssaal, die Arbeit der lebenserhaltenden Maschinen. Doch für Karin kommt jede Hilfe zu spät.

Nach dem diesem fast atemlosen ersten Teil seiner Geschichte mutet der nachfolgende wesentlich ruhiger an. In die Gegenwart, die Tom nun ohne Karin bewältigen muss, mischen sich schmerzhaft Erinnerungen an glückliche Zeiten; wirr und scheinbar ungeordnet drängen sie sich auf. Aus Toms tiefer Depression holen ihn nur seine täglichen Pflichten, seine Verantwortung und Liebe für „Frühchen“ Livia. Während er noch versucht, seine Trauer zu bewältigen, kündigt sich jedoch bereits ein neues Desaster an…

Malmquists Roman ist nicht einfach zu lesen. So ist einiges an Konzentration erforderlich, etwa wegen der Länge der Sätze, aber auch um Rede und Gegenrede zu erkennen; denn er verzichtet ganz auf Anführungsstriche.  Doch es lohnt sich durchaus, sich durchzu„arbeiten“. Das Buch berührt den Leser vor allem, weil der Autor hier über seine eigenen tragischen Erfahrungen schreibt. Sein nüchterner, spröder Schreibstil passt zum allgemeinen, eher distanzierten Ton des Romans: Er klagt nicht, kommentiert nicht, Gefühle lässt er nur schwer erkennen. Deutlich hat der Leser das Gefühl, dass Malmquist hier mit seinen eigenen Worten sein Leid zu bewältigen versucht. Und er wird daran erinnert: Unvorgesehenes kann jederzeit passieren, „in jedem Augenblick unseres Lebens“.