Rezension

Bissige Gesellschaftssatire

Angerichtet - Herman Koch

Angerichtet
von Herman Koch

 

Wie sähe das Leben aus, wenn man etwas Bestimmtes NICHT getan hätte? Wäre alles wie vorher? Als Paul Lohmann das Handy seines minderjährigen Sohnes Michel einsteckt, ahnt er noch nicht, wie schnell sich sein Leben und das seiner Familie verändert. Beim gemeinsamen Abendessen in einem exklusiven Restaurant mit Ehefrau Claire, Bruder Serge und dessen Frau Babette sollen Probleme ihrer Söhne erörtert werden, die etwas „angerichtet“ haben.

Hinter dem doppeldeutigen Titel des Romans versteckt sich  -  wie man es von Herman Koch kennt  -  eine bitterböse Gesellschaftssatire, durchaus aktuell.

Aus vielen, nur scheinbar nebensächlichen Erzählungen und Anekdoten setzt der Autor seinen Roman zusammen. Peu à peu, so wie die einzelnen Gänge des Menüs in dem teuren Restaurant serviert werden, serviert auch der Autor seinen Lesern ein regelrechtes Familiendrama, wobei der Höhepunkt mit dem Dessert erreicht wird. Locker und mit bissigem Humor schildert der Ich-Erzähler die Ereignisse und zieht den ahnungslosen Leser mitten hinein in einen Strudel schrecklicher Geschehnisse. Letztendlich wird er mit Gewissensfragen  konfrontiert: Wie würde ich handeln? Was würde ich für das Glück meiner Familie tun?

Der Moment der Wahrheit, bis zum Dessert hinausgezögert, lässt den Abend  -  man ahnt es bereits  -  dramatisch enden.

Ob der Leser Kochs „Menü“ verdauen kann? Es liegt ihm sicher lange im Magen!