Rezension

Bitter, schmerzlich, hoffnungsvoll

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

"Das Haus der Frauen" ist der zweite Roman der Autorin Laetitia Colombani den ich las und ebenso wie "Der Zopf" ist mir die Tiefe der Aussagen innerhalb der Story sehr nahe gegangen. Eine gute Recherche und echte Liebe zu Details machen diesen Roman greifbar und authentisch. Die Schicksale mehrerer Frauen werden gekonnt miteinander verknüpft und auch wenn nicht für alle Heilung entstehen kann, wird es doch rund und unabhängig voneinander zu einer Story die Hoffnung verbreitet. Faszinierend ist hierbei der Kampf einer Frau wie Blanche Peyron, die es möglich machte 1926 ein Haus für obdachlose Frauen ein Zuhause zu gründen. Ihre Geschichte fließt immer wieder in das aktuelle Geschehen ein und ist für mich das Maß aller Dinge, denn ihr selbstloses Verhalten ist einzigartig und lässt auch die Heilsarmee in einem guten, wunderbaren Licht erscheinen. 
Glücklich sind die mit Rissen im Leben, denn sie lassen das Licht herein. Zitat S. 178
Solène, die als Anwältin versagt hat, zumindest sind dieses ihre Gedanken, nutzt das Haus der Frauen als Selbstheilung, wobei ihr nicht bewusst ist, wie viel ihr diese kaputten und zerstörten Seelen über sich selbst beibringen werden. Ihr Leben wird komplett umgekrempelt und so beginnt sie fast automatisch selbst zu heilen, indem sie lernt, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Wie im Titel meiner Rezension beschrieben ist "Das Haus der Frauen" bitter, schmerzlich und gleichzeitig angefüllt mit Hoffnung. Emotional berühren mich die Schicksale der unterschiedlichen Frauen zutiefst und auch wenn es sich hierbei um eine fiktive Geschichte handelt, wird es sicherlich jede Menge obdachlose Frauen geben, die genau dieses erlebt haben. Wenn ich mein Leben reflektiere habe ich genügend Grund zu danken und bin doch oft oberflächlich mit dem Guten, welches mir täglich gegeben ist. Auch Solène wächst über sich hinaus und kann das alte zuvor gelebte Leben hinter sich lassen, innerlich heilen und ihre Angststörung bezwingen, indem sie sich verändern lässt und neue Wege einschlagen kann. Es sind aber nicht die traurigen Momente die dieses Buch pflastern, sondern auch die vielen schönen Augenblicke, die "Das Haus der Frauen" aus der Masse hervorstechen lassen. Ich las es mit Begeisterung und kann es jetzt schon zu einem meiner Highlights 2020 zählen. Absolute Leseempfehlung!