Rezension

Bitterböse und doch warmherzig

Barbara stirbt nicht -

Barbara stirbt nicht
von Alina Bronsky

Bewertet mit 4 Sternen

Alina Bronsky wurde 1978 in Jekaterinburg/Russland geboren und lebt seit den Neunzigerjahren in Deutschland. Ihren Debütroman „Scherbenpark“ mochte ich sehr und fand auch „Baba Dunjas letzte Liebe“ großartig. Deshalb griff ich gespannt zu ihrem neusten Buch „Barbara stirbt nicht“ und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Auf knapp 256 Seiten dreht sich alles um Herrn Schmidt. Der Rentner wacht eines morgens auf und vermisst den Duft frisch aufgebrühten Kaffees. Verwirrt steht er auf und findet seine Frau Barbara im Bad liegend vor. Er hilft ihr zurück ins Bett und muss sich fortan in völlig neuen Lebensumständen zurechtfinden. Denn Barbara funktioniert nicht mehr und er ist ab sofort für alles im Haushalt verantwortlich. Herr Schmidt, der nie auch nur den kleinen Finger krumm gemacht hat, steht plötzlich vor Problemen, wie z. B. wie man Kaffee kocht oder was der Hund zu fressen bekommt. Und nicht zuletzt, was und wie er für sich und Barbara kochen soll, damit sie wieder auf die Beine kommt.

Es sei nur verraten, dass Herr Schmidt auf seine grantig schrullige Art Mittel und Wege findet mit seinen neuen Aufgaben irgendwie zurecht zu kommen. Dabei geht er sogar voller Abneigung in den Austausch zu seinen Mitmenschen und als Leser kann man kaum umhin zu erkennen, dass der alte Miesepeter doch über ein Herz verfügt. Doch das ist bei aller Grummeligkeit nur ganz leise und bei genauem Hinschauen in seinen Taten und keinesfalls in seinen Worten zu erkennen.

Da der personale Erzählstil aus der Sichtweise von Herrn Schmidt geführt wird, muss man mit seiner unangenehmen egoistischen Denkweise zurechtkommen, auch wenn er eigentlich zu der Sorte Mensch gehört, mit der man lieber nichts zu tun haben möchte. Und doch ist es Alina Bronsky gelungen hier einen Charakter zu erschaffen, den man letztlich doch mag, weil er in seiner Ruppigkeit und nach all den Ehejahren endlich erkennt, dass Barbara die perfekte Frau für ihn war. Und zumindest insgeheim wird er in manchen Punkten einsichtig, zeigt sich sogar menschlich und beginnt über sich hinaus zu denken.

„Barbara stirbt nicht“ ist ein bitterböse und dennoch warmherziges Buch, das ganz abrupt endet. Es lässt einen zunächst etwas ratlos zurück, weil das doch unmöglich der Schluss sein kann und man so gerne noch weitergelesen hätte. Aber das Ende erschließt sich dem Leser auch so und erzählt sich nach dem letzten Satz im Kopf weiter. Hoffnungsvoll und doch traurig. Ein wundervolles Buch.