Rezension

bitterböser Humor und ein paar Tränen

A Long Way Down - Nick Hornby

A Long Way Down
von Nick Hornby

Bewertet mit 5 Sternen

Nick Hornbys Roman "A long way down" behandelt das Thema Selbstmord mal auf eine ganz andere Art: Mit Humor.

Zum Inhalt: Auf einem Londoner Hochhaus treffen vier völlig verschiedene Menschen aufeinander, da sie alle den selben Plan haben: Selbstmord. Doch anstatt zu springen entdecken sie, dass sie durch ihre gemeinsame Absicht trotz aller Unterschiede miteinander so offen reden können, wie mit niemandem sonst und beschließen mit dem Selbstmord noch zu warten und sich stattdessen gegenseitig zu helfen...

Schon die Idee des Romans hat mich sehr fasziniert und die Umsetzung ist dazu auch noch mehr als gelungen. Die vier Protagonisten richten sich als Ich-Erzähler abwechselnd direkt an den Leser und erzählen so von ihrem eigenen Schicksal und von den gemeinsamen Erlebnissen. Die vier sind außerdem noch alles andere als einfach gestrickt. Sie sind alle grundverschieden, streiten viel und scheinen eigentlich nicht zusammen zu passen, aber gerade das macht diesen Roman so spannend.

Besonders gut gefällt mir an dem Buch, dass der Autor seinen Stil wirklich bis ins kleinste Detail authentisch an den jeweiligen Protagonisten anpasst und ihm so eine ganz einzigartige "Stimme" gibt.

Da ist Martin, der Fernsehmoderator, dessen Karriere und Ehe zerstört waren, nachdem er unwissend eine Affäre mit einer 15jährigen hatte und dafür einige Monate im Gefängnis war. Seine Textpassagen strotzen nur so vor Sarkasmus und Überheblichkeit.

Dann Maureen, eine weltfremde, einsame und tief religöse Frau, die seit fast 20 Jahren nichts anderes tut, als sich um ihren schwerstbehinderten Sohn zu kümmern. Sie macht sich um alles Sorgen und traut sich nicht auch nur ein einziges Schimpfwort zu benutzen - womit die anderen drei zu ihrem Entsetzen so gar keine Probleme haben.

JJ ist Amerikaner und war Musiker, seine geliebte Band hat sich aufgelöst und seine Freundin sich von ihm getrennt. Er flucht was das Zeug hält, ist im Inneren aber sehr sensibel und belesen.

Im Gegensatz zu Jess haben die drei aber eine relativ strukturierte Art, ihre Gedanken wiederzugeben und verwenden für Unterhaltungen wörtliche Rede und Anführungszeichen - wie es sich gehört. Jess ist jedoch erst 18, ein Wildfang, ständig auf Konfrontation aus und überlegt nie, bevor sie spricht. Ihre Kapitel sind einfach nur eine Aneinanderreihung langer Sätze, Unterhaltungen werden einfach mit "und ich so, und er so" in den Text geschmissen. Obwohl diese Passagen mitunter am schwierigsten zu lesen waren, passen sie doch perfekt zur Protagonistin und ich konnte mir den munter drauf los plappernden Teenager bestens vorstellen.

Das Buch ist trotz des ernsten Themen durch den Sarkasmus und die Streitereien sehr humorvoll geschrieben. Trotzdem kann man, wenn man wie ich nah am Wasser gebaut ist, auch schonmal das ein oder andere Tränchen verdrücken.

Ich fand das Buch insgesamt sehr schön, sehr emotional und fesselnd und konnte keine Längen feststellen. Man kann gleichzeitig herzhaft lachen und durch die Schicksale emotional berührt sein. Von mir gibt es dafür 5 Sterne und eine klare Kaufempfehlung.