Rezension

Bittersüße Geschichte mit vielen Facetten

Siren - Kiera Cass

Siren
von Kiera Cass

Bewertet mit 4 Sternen

Der Vorteil wenn du vorbehaltlos an ein Buch herangehst und es vorher vermeidest allzu viel darüber zu lesen: Du kannst nicht wirklich enttäuscht werden.

So erging es mir mit dem neuen Werk von Kiera Cass. Ich habe im Vorfeld bewusst vermieden Rezensionen anderer Blogger und Leser zu lesen und ja, selbst den Klappentext hatte ich nur so kurz überflogen um zu wissen, das es um Sirenen und eine Liebesgeschichte geht. Das wars. Mehr wollte ich gar nicht wissen, die Tatsache allein, das das Buch aus der Feder von Kiera Cass stammt, die mich mit ihrer Selection-Reihe sehr unterhalten hat, war mir genug.

Wie sich schnell herausstellte, nachdem ich in die Geschichte eingetaucht war, war es eine gute Idee im Vorfeld alles zu meiden, denn als ich mich während meines Leseprozesses mit anderen Lesern über Siren ausgetauscht habe, habe ich plötzlich realisiert wie schlecht oder durchwachsen sämtliche Kritiken sind und wie wenig begeistert die Cass Fans auf dieses neue Werk reagieren.
Die Mehrheit findet das Buch nämlich alles andere als gut und ich kann überhaupt nicht nachvollziehen wieso. Es ist völlig anders als Selection, vielleicht liegt es einfach daran ?
Die Figuren sind für mein Empfinden reifer, erwachsener, die Handlung ist, in etwas anspruchsvoller und der Plot zielt auf eine etwas andere Lesergruppe ab, denn irgendwie ist er eine Mischung aus einer wirklich bittersüßen New Adult Story in die viele tolle fantastische Elemente eingearbeitet sind.

Zwar stimmt es, das das Buch einige Längen aufweist, doch ich empfand diese weder als besonders zäh, noch als langweilig. Die Geschichte ist immer in Bewegung, wendet sich in verschiedene Richtungen und greift neben Kahlens Leben als Sirene und dem Wunsch nach Liebe und Zweisamkeit, auch andere Themen auf, unter anderem den Umgang mit Mädchen in Indien, die in ihren Familien häufig unerwünscht sind und deren man sich entledigt, wenn man sie nicht verheiraten kann. Zwar ist dies nur ein kleiner, sehr dünner Strang, der in der Geschichte zum Tragen kommt, aber er beschäftigt sich mit einem aktuellen und brisanten Thema.

Im Vordergrund steht aber ganz klar Kahlens Geschichte. Die 19-jährige, deren Familie vor rund 80 Jahren bei einem Schiffsunglück ums Leben kann, lebt mit ihren "Schwestern" in den USA, als die Geschichte beginnt. Sie alle haben sich aus unterschiedlichen Gründen, aber hauptsächlich um am Leben zu bleiben, in den Dienst der See gestellt, die ihre "Kinder" liebt, die ihnen mit dem Bund und dem damit verbundenen Gesang, der unschuldige Menschen in den Tod reißt, einiges abverlangt.
Kahlen kann und will schon lange nicht mehr singen, sie wird von Albträumen geplagt und fürchtet sich davor noch mehr Menschen das Leben zu nehmen.
Ihre Situation wird nicht besser, als sie Akinli begegnet, einem Menschen, der sich mit seiner offenen und vorbehaltlosen Art in ihr Herz schleicht. Sie verliebt sich in ihn, doch sie weiß genau das diese Beziehung niemals funktionieren kann und so wendet sie sich schweren Herzens ab. Als Akinli jedoch schwer erkrankt, muss sie für ihn und auch für sich selbst kämpfen.

Kiera Cass schafft hier eine wahrlich bittersüße Geschichte mit vielen Facetten, die mir wirklich gut gefallen hat. Aber es gibt auch von meiner Seite Kritikpunkte.
Zum einen hätte ich mir mehr und innigere Momente zwischen Akinli und Kahlen gewünscht. Ihre Liebe ist kompliziert, aber gerade daraus hätte man viel mehr machen können. Es fehlte mir hier ein wenig an Emotion und Gänsehautkribbeln. Zum anderen fand ich auch die See viel zu unnahbar. Sie ist ein zentraler, wenn auch körperloser Charakter, über den man viel zu wenig Infos bekommt. Zwar erwähnt die Autorin, das sich die See immer wieder durch Menschenleben nähren muss, um sich selbst zu erhalten, aber das war mir irgendwie zu wenig Erklärung.

Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte im Gesamten sehr gut unterhalten und deshalb vergebe ich 4 Sterne.