Rezension

Blass und blieb hinter meinen Erwartungen ...

Die verschwundenen Studentinnen -

Die verschwundenen Studentinnen
von Alex Michaelides

Bewertet mit 2 Sternen

Mariana Andros ist Gruppentherapeutin und kämpft doch gerade mit ihrem eigenen Verlust. Vor einem Jahr hat sie ihren Mann verloren, gerade dann, als sie die Familienplanung vorantreiben wollten und nun steht Mariana allein da. Die Trauer beherrscht sie, aber dann erhält sie plötzlich einen Anruf von ihrer Nichte, die in Cambridge studiert, dort wurde eine Tote gefunden und sie befürchtet, das es ihre beste Freundin Tara sein könnte. Mariana macht sich am nächsten Tag direkt auf den Weg und kommt genau zur rechten Zeit, als sich das Befürchtete bewahrheitet. Nun fängt die Suche nach dem Täter an und Mariana beschließt zu bleiben, zu beobachten und in ihrem Fokus gerät Professor Edward Fosca. Trotz Alibi und beschwörender Worte glaubt sie ihm kein Wort, sondern gräbt weiter. Ist der Professor der Täter? Ist Mariana auf der richten Spur? Oder steckt da etwas ganz anderes dahinter?

Alex Michaelides hat wohl mit seinem Erstling „Die stumme Patientin“ einen rissen Wurf gelandet und wurde direkt zum Bestseller-Autor, nun liefert er sein zweites Buch ab. Die zweiten Bücher haben es ja immer schwerer, aber da ich das Erste nicht kenne, bin ich da doch ganz vorbehaltlos rangegangen. Immerhin fand ich den Plot ganz gut, intelligenter psychologischer Spannungsroman mit griechischem Mythologie Einflüssen. Klingt doch richtig klasse, ob es mir dann auch gefallen hat, erzähle ich euch nun.

In Marianas Leben ist der Tod ein ständiger Begleiter, ihre Mutter ist früh gestorben, ihre Schwester mit Mann und auch ihr Vater weilen nicht mehr unter den Lebenden und nun auch noch ihr letzter Halt, ihr Mann Sebastian. Sie versucht weiterzumachen, in ihrem Leben und auch beruflich, aber ihre Trauer ist allseits gegenwärtig und scheint unüberwindbar. Mariana ist versucht daran zu zerbrechen. So ist sie nicht ganz wach und merkt nicht, dass sie die Kontrolle zu verlieren scheint, denn ein Patient wird übergriffig, aber dann erreicht sie der Anruf ihrer Nichte. Mariana fährt also nach Cambridge, an dem Ort, wo sie Sebastian kennengelernt hat und in ihre Vergangenheit. Zuerst möchte sie nur kurz trösten und wieder fahren, aber auf die Bitte ihrer Nichte bleibt sie und versucht sich dem Umfeld durch Beobachtung und Gesprächen zu nähern. Dabei fällt ihr Professor Edward Fosca ins Auge, der bei seinen Studentinnen sehr beliebt zu sein scheint und eine wahre Fangemeinschaft sein eigenen nennen kann. So hat er sogar eine Elite Gruppe an jungen Frauen um sich gescharrt und Tara ist eine davon gewesen. Marianas Misstrauen ist geweckt und sie möchte diesen aalglatten Typen auf die Schliche kommen und das perfide Handwerk legen. Nur hat er ein Alibi und ist bei der polizeilichen Ermittlung raus, Mariana beißt sich da fest und verliert so Stück für Stück an eigener Glaubwürdigkeit.

Das Buch ist in sechs Teile aufgegliedert. Der erste Abschnitt ist komplett Mariana gewidmet und ihrer melancholischen Stimmung und Trauer. Und dann kommt Cambridge und nach jedem großen Knüller ein weiterer Teil.  Allerdings fand ich den ersten Abschnitt schon recht langatmig, dass ich mich schon fragte, ob hier noch ein bisschen Spannung aufkommt. Die Trauer und das Selbstmitleid Marianas Zweifel nehmen in der ganzen Geschichte viel Raum ein und verschleiern so doch einiges an Sicht. So verbeißt sich die Protagonisten in Dinge, die gar nicht so wichtig sind und sieht manches nicht, weil sie es gar nicht wahrhaben möchte. Diese Verbohrtheit ist manchmal schwer zu ertragen. Dazu kommt das alle anderen Figuren recht blass sind, eindimensional, das ist der charismatische Professor, das sind seine reichen, verwöhnten Groupies, und das ist die Nichte, die tausend Geheimnisse hat, aber das ist uns ja egal. Auch vom mythologischen Einsatz hätte ich mir mehr versprochen, so wurde zwar die Geschichte von Demeter und Persphone aufgegriffen und eingeflochten, aber so richtig überzeugend fand ich das nicht eher als Interpretation des Unheils.

Ihr seht so richtig überzeugen konnte mich das nicht. Ich fand das zwar alles recht unterhaltend und hatte meine Ah-Momente, aber so atemberaubend und intelligent fand ich es leider nicht. So blieb eines an Erwartung auf der Strecke und der Schluss, den ich überhaupt nicht vorausgesehen hatte, war auch leider mit Beigeschmack. Ich bin etwas ernüchtert aus diesem Thriller erwacht und frage mich, wie sein erster Thriller so klasse abschneiden konnte, vielleicht sollte ich diesen doch auch noch lesen, mal sehen. Es ist immer schade, wenn einem eine Geschichte nicht gefallen hat, weil man doch weiß wie viel Herzblut vom Autor drinsteckt.

Die verschwundenen Studentinnen blieben für mich blass und spannungslos. Die Figuren zu eindimensional und auch die Mythologie blieb auf der Strecke.