Rezension

Blasse Charaktere in einer halbwegs unterhaltsamen Geschichte

Verräter der Magie - Rebecca Wild

Verräter der Magie
von Rebecca Wild

"Der Feind im Kopf ist nerviger als jeder Ohrwurm! Kira hasst den jungen Cian wie die Pest. Kein Wunder: Als einer der mächtigsten Magier der Welt lässt er Feenwesen wie sie einsperren. Um die Menschen vor ihnen zu schützen. Als wären Feen gefährlich! Insgeheim wünscht sie Cian den Tod. Eines Nachts wird er tatsächlich umgebracht. Blöd nur, dass seine Seele entwischt und ausgerechnet in Kiras Kopf schlüpft. Verzweifelt sucht sie nach einem Weg, wie sie den Schuft wieder loswerden kann. Dabei wird er ihr ärgerlicherweise immer sympathischer..."
© Klappentext: Ravensburger Buchverlag

Cover: Das Titelbild wirkt wesentlich schöner, wenn man es in der Hand hält, als Abbildungen im Internet vermuten lassen würden. Der Schmetterling, der aus den einander zugewandten Profilen von Kira und Cian gebildet wird, ist mit kleinen Stückchen Goldfolie durchsetzt, was dem Cover einen edlen Anstrich gibt. Das Design hat etwas von einer Jugendstil-Illustration.

Originalität: Es gibt diverse Urban-Fantasy-Romane, in denen sich Wesen wie Vampire, Werwölfe und Elfen den Menschen zu erkennen geben - ein bekanntes Beispiel sind zum Beispiel die Sookie-Stackhouse-Romane von Charline Harris. In der Welt von "Verräter der Magie" geht das aber fürchterlich nach hinten los: die Menschen reagieren mit Angst und Hass auf die ihnen so fremdartig erscheinenden Wesen, und so setzen sie ihr Vertrauen in die Magier, die immerhin wie normale Menschen aussehen. Das ermöglicht es den Magiern, die Macht an sich zu reißen und die anderen magischen Kreaturen in Reservate einzusperren - deswegen "Verräter der Magie". Zu dieser relativ unverbrauchten und originellen Idee kommt noch der Einfall, ausgerechnet eine im Reservat lebende junge Sidhe dazu zu zwingen, sich ihren Körper mit einem der mächtigsten Magier zu teilen, was mich sehr angesprochen hat - was für ein Konfliktpotential!

Allerdings werden für mein Empfinden weder Idee noch Konfliktpotential wirklich ausgereizt; ich hatte immer das Gefühl, dass die Geschichte und die Charaktere merkwürdig blass bleiben.

Spannungsaufbau: Das widerwillige, ungleiche Paar stolpert von einer brenzligen Situation in die nächste, und es wimmelt von Feinden: schließlich will jede Seite in dem magischen Konflikt einem von den beiden ans Leder. Da kommt nie Langeweile auf, und es gibt auch nur wenige langsame Passagen.

Charaktere: Kira ist eigentlich ein interessanter Charakter, und ich hätte gerne mehr darüber gewusst, wie ihr alltägliches Leben als Feenwesen im Reservat aussah, aber darüber erfahren wir so gut wie nichts. Auch ihr bisheriges Leben und ihr Hintergrund werden nur relativ knapp und oberflächlich skizziert, und so hatte ich nie den Eindruck, sie wirklich kennenzulernen. Cian war mir von Anfang an unsympathisch und schien sich im Laufe der Geschichte auch nicht großartig weiter zu entwickeln. Die beiden streiten sich das ganze Buch hindurch erbittert, und mir fehlte einfach das Gefühl, dass Kira und Cian voneinander lernen und ihre gegenseitigen Vorurteile abbauen. Auch kam es mir nicht so vor, als gäbe es zwischen ihnen eine romantische oder erotische Anziehung - oder auch nur echte Sympathie -, so dass die Ereignisse in den letzten ~80 Seiten des Buches auf mich erzwungen und unnatürlich wirkten.

Schreibstil: Der Schreibstil ist relativ umgangssprachlich und damit leicht zu lesen - was allerdings den ernsteren oder bedrohlicheren Szenen etwas Abbruch tut und zu manchen der magischen Kreaturen auch nicht recht zu passen schien.

Tempo: Die Protagonisten sind immer unterwegs, immer auf der Flucht, immer bedroht, nie gibt es wirkliche Verschnaufpausen... Was zwar gut für die Spannung ist, aber leider auch größeren Tiefgang völlig verhindert.

Humor: Viele der Dialoge und inneren Monologe sind wirklich witzig - aber vieles wirkt auch krampfhaft bemüht und überzogen. Nicht jedem Charakter "stehen" dumme Sprüche und flapsiger Humor.

Romantik: Die unvermeidliche Liebesgeschichte hat mich überhaupt nicht überzeugt. Es gibt im Laufe des Romans zwei Männer, von denen sich Kira angezogen fühlt, und bei beiden konnte ich es nicht verstehen. Besonders nicht bei Cian, der Kira nun wirklich wenig Grund gegeben hat, ihn auch nur zu mögen!

Zusammenfassend würde ich sagen, dass sich das Buch einfach und flüssig runterlesen ließ und mich dabei halbwegs gut unterhalten, aber leider in keinster Form berührt hat.