Rezension

Blaukaltes, tiefes Grauen

In blaukalter Tiefe -

In blaukalter Tiefe
von Kristina Hauff

Bewertet mit 1 Sternen

Treffen sich zwei Paare auf einer luxuriösen Segelyacht, um gemeinsam den hart erarbeiteten und dringend nötigen Jahresurlaub zu verbringen. Befreundet sind sie nicht, eher hierarchisch angeordnet. Denn Andreas, ein hohes Tier in der Anwaltsszene, hat sein Nachwuchstalent Daniel auf einen Segeltörn eingeladen. Irgendwie muss man sich ja besser kennenlernen, wenn man(n!) einen neuen Juniorpartner in die Kanzlei aufnehmen will. Andreas Frau Caroline und Daniels Freundin Tanja dürfen natürlich nicht fehlen, schließlich sehen sich die Paare vor lauter Arbeit im Alltag kaum. Der mysteriöse Skipper Eric wurde samt seiner hübschen Segelyacht von Andreas für diesen bezaubernden Urlaub engagiert. Da Andreas den gesamten Trip bezahlt, darf er sich auch wie das Alpha-Männchen der Gruppe aufführen, logisch. Achja, der Name der Yacht ist übrigens "Querelle" - das ist Französisch und bedeutet "Streit", zwinker zwinker.

Dies ist die Ausgangslage des Romans (nach ca. einer halben Stunde Hörbuch-Hören) und meine linke Augenbraue wanderte schon leicht kritisch in die Höhe. Der Klappentext klingt definitiv einladender und hat mich leider hinterlistig in diese literarische Sackgasse geführt.

Nach dem ersten Drittel des Romans begann dann mein linkes Auge wild zu zucken. Toxische Männlichkeit und Übergriffigkeit, verwöhntes Geplänkel und die ganzen möchtegern-spannenden Andeutungen gingen mir hier schon gehörig auf die Nerven. Doch es wird leider nicht besser. Niemand von diesen fünf erwachsenen (!) Menschen verhält sich dementsprechend. Das allein ist erstmal nicht unglaubwürdig. Aber von psychologisch fein ausgearbeiteten Charakteren kann keine Rede sein. Alle haben mysteriöse Geheimnisse oder angedeutete Probleme in der Vergangenheit, weswegen sie in der Gegenwart mit einem angeknacksten Ego zu kämpfen haben. Da hat die Autorin einfach nur schnell in die Klischeekiste gegriffen, ohne weitere Mühe in eine stimmige Ausarbeitung ihrer Chataktere zu investieren. Die mitgelieferten "psychologischen" Erklärungen der Verhaltensweisen und Wendungen an Bord waren absolut unrealistisch und haarsträubend.

Auch der Schreibstil konnte mich nicht überzeugen. Einfacher Satzbau, viele Wiederholungen, gut geeignet zum raschen (Über-)Lesen. Bei Szenen, die körperliches Verlangen oder Lust ausdrücken sollten, wurde es dann einfach nur plump. Wenn es beispielsweise Caroline "zwischen den Beinen zieht", wenn sie an Eric denkt oder ihn sieht... Das ist zum Fremdschämen. Und ja - es wird viel im Kreis herum begehrt, geflirtet und gegrabscht. Schließlich wird ganz viel mit den Motiven Eifersucht, Rache und unerwidertes Begehren gearbeitet.

Leider überspannt die Autorin mit ihrer Geschichte so einiges - die Glaubwürdigkeit, die Protagonisten und vor allem meine Nerven. Dabei bleibt der eigentliche Spannungsbogen auf der Strecke - denn der angedeutete große Knall verpufft zu einer lauwarmen Brise und der Roman endet unbefriedigend.

Ein psychologisch feines Kammerspiel? Für mich eher Besenkammer, Licht aus und Hackebeil.