Rezension

Bleibt weit hinter den möglich Ambitionen zurück, seichtes Popcornkino

Das Mona-Lisa-Virus
von Tibor Rode

Bewertet mit 2.5 Sternen

Bleibt weit hinter den möglich Ambitionen zurück, seichtes Popcornkino

Dieses Buch ist gutes Popcornkino, es liest sich schnell und hat einen annehmbaren Handlungsbogen. Der Aufhänger ist das wohl bekannteste Bild der Welt, dessen Entstehungsgeschichte, warum die Mona Lisa über die Jahrhunderte so reizvoll war und ist. Es ist die ewige Frage was macht Schönheit aus und welchen Stellenwert hat sie in unser Gesellschaft. Die Entführung der Schönheitskönigen, wie man dem Klappentext entnehmen kann, ist nur ein winziger Aspekt der eigentlich Handlung. Es geht um Entführung, Erpressung, Kunstraub und Größenwahn, wobei trotz alle dieser Punkte die Spannung nur mäßig hoch gehalten wird. Etwas Spannung wird dadurch erzeugt, dass der Autor über diverse Schauplätze und auch die Zeit, zurück zur Entstehung des Gemäldes, springt. Der eigentlich Handlung tut dies keinen Abbruch, die Kapitel sind kurz und man kann der Handlung ohne große Anstrengung folgen. Insgesamt liest es sich, aufgrund der nicht gerade tiefen und komplexen Story, zügig. Die Handlung spult sich dabei schnell und unkompliziert ab, Überraschungen gibt es für den Leser kaum. Die Figuren im Buch bleiben dabei jedoch oft holzschnitzartig charakterisiert.
Ein Bild als Dreh und Angelpunkt eines Romans zu nehmen ist nicht mehr besonders originell. Ein hervorragendes Beispiel dieser Gattung ist "Der Distelfink" von Donna Tartt, aber dieser Vergleich zeigt umso deutlicher, wo die Schwächen dieses Buches liegen. Die Charaktere sind farblos und einfach gezeichnet worden, sie agieren oft nicht nachvollziehbar, sondern so, dass die Geschichte lediglich vorangetrieben wird. Auf der anderen Seite werden dem Leser Belanglosigkeiten oft auf sehr enervierende Weise vor Augen geführt. Ein Bindung zum Buch und den Figuren baut man so nur schwer auf. Im Gegenteil, dieser konstruierte Ton führ oft dazu, dass man die Handlung zu großen Teilen einfach vorhersieht und damit die Dramatik und Spannung gänzlich abhandenkommt. Nun hat das Buch sicher auch gute und starke Momente, von denen man sich am Ende der Lektüre mehr gewünscht hätte, aber sie bleiben spärlich gesät und eher die Ausnahme.
Störend ist auch der aufdringliche und oft belehrende Ton des Autors, wenn er erarbeitetes Wissen in die Geschichte einbaut. Diese Fakten werden dann immer und immer wieder ins Feld geführt, bis es wohl auch der letzte Leser auf Grundschulniveau verstanden hat. Etwas mehr Verstand darf man von seinen Lesern schon erwarten. Exemplarisch sei nicht der "Goldene Schnitt" genannt, darüber wird der Leser wiederholend "informiert", sondern der Aspekt der Geschichte der mit den Bienen zu tun hatte. Persönlich hatte ich an dieser Stelle den starken Verdacht, dass der Autor auch die lohnende Dokumentation "More Than Honey" von Markus Imhoof gesehen hat, lassen sich doch zu viele Parallelen entdecken. Diese eigentlich interessanten Aspekte werden dann aber oft auf sehr ermüdende und teilweise überflüssige Weise beschrieben und repetiert.
Auch über die eigentliche Handlung darf man an vielen Stellen am besten nicht zu viel Nachdenken. Am seltsamsten fand ich die Szene im Haus des Vater, dem Virenspezialisten und Sicherheitsguru, dessen Sohn es im Verlaufe des Buches einfach so, mithilfe einer Attrappe, eines Fingerabdrucks auf einer Lampe, des zufälligen noch richtigen Finger war, sich Zutritt zum "Heiligtum" schafft. Später fliehen sie jedoch aus diesem Raum über einen geheimen Ausgang, den er auch noch kannte, aber vorher auch nicht als Zugangsmöglichkeit in Erwägung gezogen hatte. Später ist die überwundene Sicherheitstür aber so unsicher, dass sich die Polizei, in wie es scheint wenigen Sekunden, Zutritt verschaffen könnte. Selbst das Kernthema Virus, der so omnipotent ist und wirklich alles angreift, vom kleinen Drucker bis hin zur Druckmaschine, sorgt jedenfalls nicht für ein stimmiges Bild, sondern eher für ein müdes Schmunzeln und Kopfschütteln.

In meinen Augen ist auch die Wahl des Covers etwas unglücklich gewählt, da es zu stark an ein Cover des Bestseller von Dan Brown "The Da Vinci Code" erinnert, man könnte sagen, es ist beinah identisch. Aber mit dieser Assoziation hat der Verlag sicher auch kalkuliert gespielt, somit aber auch die Messlatte extrem hoch gelegt und dann gerissen.

Eigentlich schade die Grundidee war gut, die Ausführung eher mangelhaft und so wird es wohl meiner erster und letzter Tibor Rode gewesen sein, gibt es doch in diesem Genre wesentlich besseren zu entdecken, geben wir zum Bespiel "The Last Painting of Sara de Vos" von Dominic Smith Chance.