Rezension

Blieb hinter meinen Erwartungen zurück!

Game of Love and Death - Martha Brockenbrough

Game of Love and Death
von Martha Brockenbrough

Die Story: Seit Jahrtausenden spielen die Liebe und der Tod ein Spiel, in dessen Zentrum ein Liebespaar steht, das sich entweder für die Liebe oder den Tod entscheiden kann. Der Tod hat bis heute immer gewonnen, doch dieses Mal hat (die) Liebe die Hoffnung, dass die neuen Spieler, Henry und Flora, sich für seine Seite entscheiden werden.

Auf den Punkt gebracht: Eine nette Geschichte für Zwischendurch, von der ich mehr Tiefgang erwartet hatte.

In mehr Worten:

The figure in the fine gray suit materialized in the nursery and stood over the sleeping infant, inhaling the sweet, milky night air.

Was ist stärker, die Liebe oder der Tod? Die Frage versuchen die beiden in einem jahrtausendealten Wettkampf zu klären, der bis dato immer zugunsten des Todes ausgegangen ist.

Doch mit Beginn von The Game of Love and Death werden zwei neue Menschen gewählt, die wider Erwarten zusammen oder den Tod finden. Henry, der im gutbetuchten Haushalt seines besten Freundes aufgewachsen ist und Flora, ein farbiges Mädchen, dessen größter Traum es ist, ihrem großen Idol Amelia Earhart nachzueifern.

Henry hat früh seine Mutter und Schwester verloren, sein Vater beging Selbstmord, weswegen er von einem Freund der Familie, dem Zeitungsverleger Thorne, aufgenommen wurde. Dort wächst er mit seinem besten Freund Ethan auf, der einmal die Firma übernehmen soll. Ethan hat starke Probleme mit dem Lesen und Schreiben, weswegen Henry ihm bei dem Verfassen von Artikeln behilflich ist. Der gutherzige Henry merkt dabei allerdings nicht, dass Ethans Gefühle in dieser Zeit zu weit mehr geworden sind, als die eines Ziehbruders und so denkt er sich nichts dabei, als er sich bei einem Job hoffnungslos in die farbige Flora verliebt. Im Amerika der 30er Jahre ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht nur die Gesellschaft, scheint gegen ihre Beziehung zu sein, denn auch Flora entpuppt sich als harter Brocken, wenn es für Henry darum geht, sie von seiner aufrichtigen Liebe zu überzeugen.

Henrys Mut und unerschütterliche Beständigkeit, sind im weiteren Verlauf der Geschichte seine hervorstechendsten Eigenschaften, die immer wieder Spannung in die Story bringen.

He’d never heard anything like her voice, which made him wish he had his bass in his hands, just so he could return the sounds, a mix of chocolate and cream, something he wanted to drink through his skin. (S. 35)

Flora ist eine Abenteurerin. Seit Kindestagen träumt sie davon, genau wie ihr großes Vorbild Amelia Earhart in einem Flugzeug die Welt zu umreisen und lässt auch die schlimmsten Widrigkeiten an sich abprallen, geht es um ihren Traum. Dieses Mädchen zeigt eine Stärke und Zähigkeit, die ich oft bewundernswert fand. Gleichzeitig, erlebt man auch mit, wie sie sich aufgrund ihrer von Verlust geprägten Kindheit und Jugend selbst im Weg steht, ihre Gefühle verleugnet, oder falsche Entscheidungen trifft, vor lauter Angst, noch einen geliebten Menschen zu verlieren.

She reached for his upraised hand and looked into his eyes, whose color reminded her of that sharply curving part of the sky at the horizon’s edge, the part she always aimed her plane toward. (S. 113 )

Auf den ersten Blick ist also alles da, um dieses Buch zu einem richtigen Pageturner zu machen, der zum Nachdenken und Mitfühlen anregt. Leider hat das für mich nicht ganz funktioniert.

Obgleich die zwei ein schönes Paar abgeben, die Konflikte aus ihren Charakteren heraus entstehen und dadurch wenig konstruiert wirken, konnten sie mich trotzdem nicht ganz packen. Zu schnell kommen Henry und Flora über dramatische Ereignisse hinweg, zu wenig wird mir manchmal das Gefühl – insbesondere bei Flora, der wirklich viel passiert – herausgearbeitet. Oft habe ich mich eher wie ein neutraler Beobachter gefühlt, anstatt wie jemand, der mitten drin ist und alles hautnah durch die Augen der Protagonisten erlebt. Das ist der einzige, zugleich aber auch größte Schwachpunkt des Buches, denn irgendwie war mir das alles emotional gesehen zu weit weg.

Tatsächlich hat Nebencharakter Ethan mir am besten gefallen, da er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat und mich diese fast schon stärker berührt haben, als Floras und Henrys, da ich einfach einen besseren Zugang zu Ethan finden konnte.

Ein Highlight – neben dem sonst sehr schönen Schreibstil – sind die Kapitel aus der Sicht von Liebe und Tod, in denen beide interessant gezeichnet werden und es wirklich schön formulierte Passagen gibt, die der Unsterblichkeit dieser beiden Entitäten gerecht werden.

Die Geschichte ist gut recherchiert und so kann die Autorin, wie nebensächlich, wichtige Ereignisse aus den 30er Jahren mit einfließen lassen. Sei es der Absturz der Hindenburg, die waghalsige Flugreise der Amelia Earhart oder eine kurze Erwähnung der ersten farbigen Pilotin Bessie Coleman. All diese kleinen Details erschaffen die 30er Jahre zu einem neuen Leben und hauchen der Geschichte mehr Authentizität ein.

Fazit:

Geradlinige Handlung und poetische Sprache machen The Game of Love and Death zu einem wunderbar kurzweiligen Lesevergnügen, das eine wichtige Thematik aufgreift. Zu hundert Prozent konnte mich das Buch nicht vom Hocker reißen, aber es ist trotzdem lesenswert.