Rezension

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich - Mary E. Garner

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
von Mary E. Garner

Bewertet mit 3 Sternen

Ich liebe Metafiktion. „Das Buch der gelöschten Wörter- Der erste Federstrich“ von Mary E. Garner wanderte nach seinem Erscheinen daher direkt auf meine Wunschliste. Außerdem gefiel mir die Tatsache, dass die Protagonistin (zumindest altersmäßig) kein Teenager mehr ist, und das Cover des Buches ist auch ein richtiger „Hingucker“. 

 

Worum geht’s?  

 

- Hope Turner arbeitet in London als Lockvogel für die Partnervermittlungsagentur „Herz trifft Herz“. Sprich, sie ist ein Köder, da sie verschiedene Identitäten annimmt, um interessierte Männer bei der Stange zu halten, bis sich wirklich eine Frau mit Interesse bei den Kandidaten meldet (Ob das jetzt logisch oder bei seriösen Agenturen Usus ist, sei mal dahingestellt). So fies, wie sich das anhört, ist die Heldin jedoch nicht, ganz im Gegenteil Die Protagonistin ist 42 Jahre alt und seit der Trennung von ihrem Freund Christian Single. Regelmässig besucht Hope ihre Mutter, die unter Demenz leidet, im Pflegeheim. 

 

In der Buchhandlung Mrs. Gateway’s Fine Books begegnet sie einem attraktiven Mann, der plötzlich verschwindet, und auch ihrem späteren Mentor Rufus Walker, und dann erfährt Hope, dass die Buchhandlung eigentlich ein Portal in die Welt der Bücher ist. Romanfiguren führen darin ein Eigenleben, und die bedrohte Welt kann nur Hope retten, da sie eine „Verwandlerin“ ist, die „gelöschte Wörter“ (potentiell bedrohliche Wörter) umwandeln und unschädlich machen kann. Die gelöschten Wörter sind jedoch nicht nur für Hope von Interesse – es gibt einen Antagonisten, der Böses im Sinn hat…

 

Die Grundidee finde ich genial! Und jeder Leser wird sich über die literarischen Querverweise freuen (ich mochte etwa die Anspielung auf Wuthering Heights sehr gerne). Es gibt „neue Versionen“ von Romanfiguren, und man reist als Leser/in mit Hope unter anderem auch nach Pemberley, trifft Lassie oder Anna Karenina.

 

Manche Figuren wirkten auf mich allerdings eher wie Comicfiguren, etwa Gwen (Guinevere).

 

Wie gesagt – eine tolle Grundidee! Ich fand es auch (be)rührend, wie sich Hope um ihre Mutter kümmerte. Im Verlauf der Handlung sollte auch die Liebe noch eine Rolle spielen, dies störte mich überhaupt nicht. Da es sich bei dem Roman um einen Auftaktband zu einer Trilogie handelt, fand ich auch den Cliffhanger am Ende nicht schlecht, da bei potentiellen Lesern so die Neugier auf den zweiten Band der Reihe („Das Buch der gelöschten Wörter – Zwischen den Seiten“) geweckt wird. 

 

Sprachlich und stilistisch konnte mich der Roman leider nur bedingt überzeugen. Oft war mir der Stil zu flapsig, Sätze wie "Vermaledeit und dreimal auf den Gral geschissen" – waren mir wirklich zu platt. Sorry. Manche Formulierungen behinderten irgendwie den Lesefluss, etwa wenn Lance (Lancelot) "pflaumt[e]“. Oder wenn Gwen "reizend" bat. Außerdem fragte ich mich, ob Hopes Mutter, eine Britin, ihren Pfleger statt „Micki“ nicht eher „Mickie“ oder „Mickey“ rufen würde? Mit einem guten (Verlags) Lektorat hätte man aus dem Roman noch mehr machen können, finde ich, denn Potential ist zweifellos vorhanden, ich persönlich hätte die Erzählung als Lektorin auch ein bisschen gestrafft.  

 

Der Roman wird aber definitiv viele neue Leser für die Klassiker begeistern. Ich sehe schon eine neue Generation „Anna Karenina“ oder „Stolz und Vorurteil" auf die Wunschliste setzen!