Rezension

Blut ist immer dicker als Wasser, oder wie das Sexualleben des Mordermittlers den Leser auf die falsche Spur führt.

Krokodilwächter
von Katrine Engberg

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin nimmt uns mit nach Kopenhagen, wo eine Studentin in ihrer Wohnung ermordet wurde. Die Tote wird von einem Hausbewohner aufgefunden, der daraufhin einen Herzinfarkt erleidet. Die Vermieterin, die im selben Haus wohnt fühlt sich schuldig. Arbeitet sie doch gerade an ihrem Buchmanuskript, in dem auch ein junges Mädchen ermordet wird und die gleichen Verletzungen aufweist: konzentrische Schnitte im Gesicht. Ist der Mörder der verschmähte Liebhaber der Studentin und gleichzeitig beste Freund der Hausbesitzerin Esther? Er hätte Zugang zum Manuskript gehabt. Alles spricht dafür und Esther sitzt zwischen den Stühlen. Kann sie Kristoffer noch trauen? Dieser liegt aber bald tot im Kronleuchter des Großen Theaters.

Der Kriminalbeamte Jeppe ist ratlos. Er ermittelt in alle Richtungen, befragt Freunde und Verwandte, und kämpft hauptsächlich gegen seine eigenen Dämonen, eine Scheidung und eine Tablettensucht. Dabei lässt er sich auch noch von einer Zeugin verführen und ist so sehr mit seinen Gefühlen beschäftigt, dass er beinahe ein wichtiges Detail übersehen hätte.

Ein typisch skandinavischer Krimi, in dem jeder eine mittelschwere bis pathologische Psychomacke hat? Vermutlich! Wäre da nicht ein äußerst fein gesponnenes Netz aus sich ähnelnden Lebensgeschichten und Beziehungen, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und ein überaus manipulativer Agitator, der alle Fäden in der Hand hält und seine Puppen tanzen lässt. Das Krokodil, der einem kleinen Vogel erlaubt, sich von den Speiseresten zwischen seinen Zähnen zu ernähren, ohne dass es ihn frisst, dem Krokodilwächter.

Der Auftakt zu einer vielversprechenden Kopenhagen-Thriller-Serie, die in ruhige Wasser blicken lässt und dabei abgründige Tiefe versprechen, mit einer sympathischen Autorin, die auf der Metaebene sich selbst auf die Schippe nimmt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. April 2018 um 18:01

Die Schweden sind, scheins, ein dunkles Völkchen!

Emswashed kommentierte am 19. April 2018 um 07:50

Es sind die grenznahen Dänen,

sie verdrücken die Tränen,

weil du Kopenhagen ganz verschroben

ins falsche Land verschoben!

wandagreen kommentierte am 19. April 2018 um 07:58

:DDD. Oh, oh, oh. Lesen sollte man können ....