Rezension

Blutig-rustikaler Horror-Mix

Regulator - Stephen King

Regulator
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Die typische Kleinstadt-Idylle in Ohio. Blutrünstige Regulatoren rauschen durch die Straßen und erschießen jeden, der nicht rechtzeitig den Kopf einzieht. Dieser erste Rundumschlag ist der Anfang des Martyriums.

"Regulator" ist ein Horror-Roman von Richard Bachman alias Stephen King, der in Anlehnung an seinen Roman "Desperation" entstand. Die Werke können unabhängig voneinander gelesen werden.

Bei diesem Roman hat sich Stephen King mehrerer Genres bedient. In erster Linie ist es ein Horror-Roman, der mit Ängsten der amerikanischen Bevölkerung spielt. Im Wild-West-Style kommt es im beschaulichen Städtchen Wentworth zur Straßenschießerei, die jeden niedermetzelt, der sich nicht rechtzeitig retten kann. 

"Und weshalb war es gekommen? Nun ... um Spaß zu haben." (S. 286) 

Anfangs ist man als Leser mit dem Zeitungsjungen unterwegs. Die Bewohner der Stadt läuten das Wochenende ein. Autos werden gewaschen, Frisbees geworfen, und die Stimmung ist sommerlich gut, wenn nicht sogar hervorragend.

Wie aus dem Nichts ertönt der erste Knall, und dieser hat eine blutig-grauenhafte Realität im Gepäck. Die Leichen stapeln sich fast auf der Straße. Die Menschen sind fassungslos. Nur Audrey und ihr autistischer Adoptivsohn Seth wissen, was vor sich geht.

Audrey und Seth sind die Schlüsselfiguren im Geschehen, weil sie einen Wissensvorsprung gegenüber den anderen haben. Gleichzeitig sind sie im Zentrum des Grauens platziert und müssen überlegen, wie sie die Stadt vor den Regulatoren retten.

Stephen King greift tief in die Gestaltungskiste und behilft sich unterschiedlicher Arten, den Vorgängen rund um die Regulatoren Ausdruck zu verleihen. Es gibt die Perspektiven der Bewohner, die sich in ihren Häusern verschanzen, und den Tod ihrer Lieben betrauern. Zudem kommen Briefe, Tagebucheinträge, Drehbücher und sogar Kinderzeichnungen vor, die sich am Ende zu einem schaurigen Gesamtbild fügen.

Besonders atmosphärisch fand ich Audreys Briefe und ihr Tagebuch, weil sie die Hintergründe zum Geschehen erklären, und gleichzeitig gruselig sind. Hier kommt meine Lieblingsseite von King zum Ausdruck: Die psychologische Spannung, die mich als Leser an die Seiten bannt.

Die Perspektive des Kampf- und Verschanzungsgeschehen ist blutig-rustikal. Sie ist sicherlich nicht für zimperliche Leser geeignet. King lässt das Blut spritzen, sogar in Fontänen schießen, es kommt zu grausamen Verstümmelungen, dabei hat sich manchmal selbst mein Magen umgedreht.

Die Genre-Mischung ist sehr schräg und ich hatte manches Mal Mühe, den Ereignissen zu folgen. Zwar hat mich der Autor auch diesmal überzeugt, nur ist er hart an meiner Grenze entlang geschabt, weil es etliche wirre Momente gab. 

„ … willkürliche Grenzen interessieren sie nicht, schon gar nicht beim Spielen, dennoch stellt es eine schwindelerregende Verschmelzung von Genres dar …“ (S. 349)

Die Handlung ist simpel und dennoch eine Urgewalt. Stephen King versteht es, Fäden komplex zu ziehen und in ein grausames Spektakel zu verstricken, wobei man angewidert das Gesicht verzieht. Außerdem hat „Regulator“ ein Ende zu bieten, das letztendlich noch einmal die Gänsehaut aufziehen lässt.

Alles in allem ist „Regulator“ ein Horror-Roman, der die Facetten des Genres in einem Werk verschmilzt, und damit markant aus dem üblichen Rahmen fällt. Meiner Meinung nach ist es zwar nicht Kings bestes Werk, dennoch lesenswert, weil es gar so anders ist.