Rezension

Blutige Spur entlang der Ostseeküste

Küstenstill -

Küstenstill
von Elias Haller

Bewertet mit 5 Sternen

Hardy Finkel gibt seinen Job beim BKA Wiesbaden auf und zieht nach 20 Jahren der Liebe wegen wieder in die heimatliche Ostseeküstenregion. Gleich am ersten Tag bei der Kriminalpolizeiinspektion Anklam wird er mit einem grausamen Mord konfroniert. Das Foto einer abscheulich zugerichteten Frauenleiche erschien zusammen mit einer mysteriösen Mitteilung auf Instagram. Gemeinsam mit Kriminalhauptkommissarin Greta Silber soll er nun in diesem Fall ermitteln. Kurz darauf wird eine zweite Tote gefunden, ebenso mißhandelt wie die vorher Aufgefundene mit den gleichen Merkmalen, nach dem gleichen Muster. Ist ein Serienkiller am Werk? Zudem holen Hardy die Dämonen seiner Vergangenheit ein. Er wird mit Dingen konfrontiert, die er als vergessen glaubte...

Wo soll ich mit der Laudatio auf diesen Thriller beginnen? Mir gefiel das Gesamtpaket, Cover und Titel eingeschlossen. Von Anfang an gibt es Gänsehautmomente. Ich wurde sofort in das Geschehen hineingezogen und ich hätte am liebsten in einem Zug das Buch durchgelesen. Die Personen sind bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend dargestellt und mit Eigenschaften der verschiedensten Couleur versehen, wie im richtigen Leben. Ich konnte keine Schwarz-Weiß-Malerei entdecken. Die Charaktere sind anschaulich und nachvollziehbar dargestellt, wobei das nicht heißen soll, dass ich die Handlungsweisen der Personen immer verstehen kann. Es gibt schlimme, ja auch richtig fiese Typen. Sehr gut gefiel mir die Darstellung des kleine Benjamin, den der Autor mit einem bezaubernden Sprachfehler versieht.

Hardy Finkel und Greta Silber, so heißen die Ermittler, werden ohne persönliche Kennenlernphase mit dem komplizierten Fall betraut. Ihre Zusammenarbeit funktioniert vom ersten Augenblick an reibungslos bis auf kleine unbedeutende Zeckeleien.

Es sind unwahrscheinlich viele Hinweise, Andeutungen, Anspielungen bis hin zu den privaten Problemen der Protagonisten in der Handlung zu finden. Ich habe bis zuletzt meilenweit danebengelegen mit meinen Vermutungen wer hinter den grausamen Morden steckt.

Der Täter handelt äußerst kaltblütig, emotionslos nach einem Motiv der sieben Todsünden, dem Neid. Mit Puzzleteilchen, die bei jeder Leiche und an anderen Orten zu finden sind werden Anhaltspunkte für die Ursache der Taten geliefert. Für die Ermittler schwer bis unmöglich zu durchschauen, obwohl Hardy und Greta bei den Opfern nicht nur nach Gemeinsamkeiten suchen, sondern sich auch für die Unterschiede interessieren.

Alles in allem ist die gesamte Geschichte sehr durchdacht mit für mich überraschenden Wendungen, überaus trick-, einfalls- und detailreich. Ich war mehr als einmal fassungslos über die abgebrühte Brutalität und im nachhinein über das außerordentliche, schauspielerische Talent mit dem vorgegangen wurde. Was für ein durch und durch krankhafter Mensch sich dahinter verbarg! Im übertragenen Sinn blieb mir die Spucke weg und mein Atem stand still. 

„Küstenstill" enttäuschte mich an keiner Stelle. Es ist ein Thriller, der mich über alle Maßen überzeugte und mich ausgezeichnet unterhalten hat. Weiter so, Elias Haller, ich bin begeistert! Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung mit dem feinsinnigen, sensiblen, mit einer guten Kombinations- und Beobachtungsgabe ausgestatteten Hardy und der taffen Greta, die mit ihren Stärken noch etwas im Hintergrund blieb.

Elias Haller spricht mit seinen Werken für sich, macht mit seinen Büchern Furore und braucht den Vergleich mit der Konkurrenz aus dem In- und Ausland nicht zu scheuen.

Selbstverständlich vergebe ich für diesen Thriller hochverdiente fünf Sterne und meine unbedingte Empfehlung für alle, die gut unterhalten werden wollen!