Rezension

Bobby Dollar 1

Bobby Dollar 01. Die dunklen Gassen des Himmels - Tad Williams

Die dunklen Gassen des Himmels
von Tad Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Bobby Dollar ist ein Engel des Herren, doch er ist ein erdgebundener Engel. Er hat einen menschlichen Körper, mit dem er auf Erden wandelt und er hat einen Job. Er ist Anwalt.
Kein gewöhnlicher, sondern einer, der mit den Geschöpfen der Hölle um die Seelen der Menschen feilscht.
Sobald ein Mensch stirbt, öffnet er einen Reißverschluss in eine Art Zwischenwelt. Jeweils ein Anwalt und Richter der jeweiligen Fraktion erscheint und die Taten der Menschen werden diskutiert, bis schließlich das Urteil verkündet wird und der Mensch in die Hölle oder den Himmel kommt. Bei einem Kompromiss gelangt er ins Fegefeuer, wo er sich beweisen muss um dann nach vielen Jahren seinen Platz einzunehmen.

Bobby ist gut in seinem Job und schließlich hat er auf Erden schon einige Erfahrungen gemacht, als er als Racheengel in den Heerscharen kämpfte. Doch sein Leben währt noch nicht lange, zumindest kann er sich erst an ca. 30 Jahre erinnern.

Doch dann geschieht das unerklärliche. Als er gerade einen Reißverschluss öffnet und sich die Ankläger und Verteidiger sammeln, bemerken beide Parteien, dass die Seele des Verstorbenen verschwunden ist. Dieses Phänomen wiederholt sich und Himmel wie Hölle sind ratlos. Wo sind die Seelen hin?
Bobby Dollar ermittelt auf eigene Faust und wird sogleich zum Ziel der höllischen Rache. Ein uralter Dämon wird ihm auf den Leib gehetzt und die Bewohner der Hölle sind ihm auf den Fersen, weil er angeblich einen kostbaren Gegenstand in Besitz haben soll.

Doch dann passiert etwas noch viel Ungeheuerlicheres. Er verbündet sich mit einer dämonischen Gräfin und verliebt sich zu allem Überfluss in sie

Er beginnt damit die Unterlagen der ersten verstorbenen Seele zu durchforsten und trifft dabei auf eine Organisation, die scheinbar unglaubliche Sachen zu Stande gebracht hat, doch der Rädelsführer ist schon seit Jahren tot, wie kann das sein?

Bobby, der Geheimnisse und Verschwörungen über alles hasst und vieles hinterfragt, kommt mit seinen Ermittlungen langsam voran, doch die Gefahr ist sein ständiger Begleiter, dazu weiß er nicht, wie sehr der Himmel seinen Handlungen zustimmt. Er muss sich vorsehen.

 

Meine Meinung

Das Thema Himmel und Hölle und der ewige Kampf um die Seelen der Menschen ist ein sehr altes Motiv, das schon sehr oft aufgegriffen wurde. Dennoch ist es ein Motiv, das ich sehr schätze. Dazu wird es in diesem Buch auf eine sehr moderne Art aufgegriffen und überzeugte mich schon nach den ersten Seiten.

Die Figur des Bobby Dollars ist einfach genial dargestellt. Er ist ein Engel, doch einer mit Ecken und Kanten, der weder Alkohol noch Frauen verschmäht und somit eines lasterhaften Lebens frönt. Doch im Grunde seines Herzens ist er rechtschaffen und gut, wenn er auch das eine oder andere Mal den Himmel hinterfragt, mit recht, wie man später bemerken wird.
Auch dass sich ein gutes Wesen in ein böses verliebt ist nicht neu, doch es wirklich sehr gut dargestellt und wenn auch nicht innovativ so doch sehr interessant und unterhaltend gestaltet einige Fragen bleiben auch hier offen und man kann wild darüber spekulieren, zum Beispiel, ob die Dämonen der Hölle alle kalt und berechnend sind, oder ob sie auch eine gute Seite entwickeln könnten.

Der Schreibstil an sich ist sehr kurzweilig, wir geraten von einer brenzligen Situation in die nächste, haben dann eine kleine Verschnaufpause um sofort wieder aufgeschreckt zu werden. Für Langeweile bleibt einfach keine Zeit.

Die Strukturen, die sich der Autor ausgedacht hat, sind sehr gut nachvollziehbar. Vieles wird noch nicht verraten, oftmals Sachen, die sich Bobby immer wieder fragt, zum Beispiel wie sein Leben auf Erden ausgesehen hat. Vielleicht werden sie in den Folgebänden behandelt, doch wenn dies nicht der Fall sein sollte, fände ich dies auch nicht sonderlich schlimm.
Die offenen Fragen geben dem Ganzen einen Hauch mysteriösen und lassen einen darüber nachgrübeln. Natürlich würde man gern mehr erfahren, tut man dies jedoch nicht, so bleibt das Rätseln, was schließlich auch nicht so schlecht ist, also das über ein Buch nachdenken.

Mir persönlich hat sehr gut gefallen, dass der Himmel nicht als perfekt beschrieben wird, auch dieser hat seine Makel und Fehler, so lebt Bobby zum Beispiel lieber auf der Erde als im Himmel.
Die Beschreibung des Himmels hat der Autor übrigens sehr geschickt umgangen. Er ist wie ein Ort, den man jedesmal aufs neue bereist und an den man sich nicht mehr richtig erinnern kann, wenn man wieder zurück auf der Erde ist. Ein Ort wird zwar beschrieben, damit hat es sich dann aber auch. Mir gefällt dies so gut, da Beschreibungen des Himmels nun mal von Natur aus sehr kitschig ausfallen und dies hätte meiner Meinung nach nicht so recht in das Konzept des Buches gepasst.

Wir erfahren übrigens nur rudimentär über das Leben im Himmel und die höheren Engel, die auch dort bleiben. Ebenso ist es mit der Hölle. Vielleicht ist dies als Stoff für weitere Bücher gedacht.Es wäre mit Sicherheit interessant noch einiges zu erfahren, jedoch auch kein Muss, denn der Fokus auf die Erde ist schon interessant genug.

Das Geschehen ist in einigen Punkten voraus zu ahnen, in vielen Tappen wir jedoch völlig im Dunkeln, so dass uns am Ende die eine oder andere Überraschung erwartet.
Ich liebe Bücher, die mich überraschen, kann man zu viel vorausahnen, wird das Lesen zur langweiligen Angelegenheit und man könnte das Buch ebenso gut weglegen.

Das Buch ist aus der Sicht eines Ich Erzählers geschrieben, der uns nur die Perspektive Bobbys preisgibt. Dies führt zu zwei Dingen. Zum einen erfahren wir sehr viel über unseren Protagonisten, seine Ansichten und seine Vergangenheit, zum anderen wird alles andere ausgeblendet, wir begeben uns direkt mit ihm auf Spurensuche und können natürlich nur das wahrnehmen, was er auch sieht und hört. Dies erhöht die Spannung und wir können richtig hinein tauchen und mitfiebern.
Ich weiß, dass es einige Menschen gibt, die mit dieser Perspektive nicht wirklich zurecht kommen, oder sie schlichtweg einfach nicht mögen.
Manchmal passt sie jedoch einfach nur perfekt und alles andere wäre nur halb so stark und genau hier trifft eben dies nur allzu gut zu.

Fazit

Wenn auch ein sehr altes Thema, so wurde dieses hier um so moderner und frischer umgesetzt. Der Autor überzeugt nicht nur durch seinen Schreibstil, sondern auch die Strukturen die er geschaffen hat und seinen Protagonisten, den man trotz oder vielleicht wegen seiner Ecken und Kanten sofort ins Herz schließt.
Die Geschichte ist gut durchdacht, lässt einige Fragen offen und lässt uns am Ende mit Überraschung zurück.
Im August erscheint der zweite Band der Bobby Dollar Reihe und ich warte mit Spannung und Lust auf mehr darauf.

Kommentare

Philipp Buschatz kommentierte am 11. Juli 2014 um 17:43

Ich freue mich auch schon sehr auf den zweiten Teil!

 

wandagreen kommentierte am 12. Juli 2014 um 15:35

Eine anregende Rezension, sehr anschaulich, was einen beim Lesen so erwartet. Das Thema Himmel und Hölle mal ganz anders verarbeitet zu finden, ist anziehend.