Rezension

Bodenlose Frechheit

Tödlich ist die Versuchung - Gina Jacobsen

Tödlich ist die Versuchung
von Gina Jacobsen

Zum Inhalt:
Seit dem Grippetod ihres Bruders und der kurz darauf erfolgten Abreise ihrer Jugendliebe vor 17 Jahren kommt die Psychologin und Dozentin Emanuela nicht mehr wirklich in den zwischenmenschlichen Tritt. Deshalb lässt sie sich auf eine Beratung bei dem Beziehungscoach Bernhard Rett ein. Dieser rät ihr dazu, ihre Beziehungsfähigkeit damit zu stärken, dass sie Männer verführt und fallen lässt. Jedoch muss Emanuela nach kurzer Zeit erkennen, dass diese Männer nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Leben verlieren.

Mein Eindruck:
So ein schlechtes Buch ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Wirklich nichts ist gelungen, absolut nichts. Das fängt schon damit an, dass sich der Verlag gewagt hat, das Wort „Thriller“ auf das Cover zu drucken, wo „Porno“ richtiger gewesen wäre. Dann die Wahl der Protagonistin: Wunderschön, wunderklug, wundererfolgreich und selbst Psychologin (wie auch die Autorin), aber 17 Jahre lang nicht imstande, die verlorene Jugendliebe aufzuspüren? Dann die vielen unethischen Vorgänge (die jedem anständigen Psychologen Zornesfalten auf die Stirn zaubern würden), welche die Protagonistin nicht nur selbst auf Geheiß des Coachs begeht, sondern zu denen sie auch noch ihre Studenten anhält. Und weil der Autorin nicht besonders viel zu einem Krimi einfällt, gibt es eine Sexszene nach der nächsten. Diese sind lächerlich schlecht geschrieben und bedienen viel zu oft das Klischee, dass Frauen gerne hart rangenommen werden – auch direkt an der Tür von einem Typen mit Brad Pitt Maske. Ganz ehrlich, man muss kein Verfechter von „Me Too“ sein, um so etwas unterirdisch zu finden. Zum Ausgleich gibt es dann die liebevolle Lesben-Szene. Wenn die Autorin zeigen will, „wie Männer ticken“, frage ich mich, welche Uhrwerke in Wien vor sich hin schlagen, - die mir bekannten Vertreter dieses Geschlechts halte ich nicht für dermaßen schwanzgesteuert und roh.
Überhaupt die Charaktere. Alle schwirren mehr oder weniger um Emanuela, die Superfrau, und jeder will entweder so sein wie sie oder träumt schon seit der Schulzeit nur von ihr, wenigstens jedoch, nachdem der erste Blick auf sie gefallen ist. Hallo, irgendwelche Erwachsene unter uns? So verhalten sich Teenager – und die wären wahrscheinlich zu Recht beleidigt, wenn sie mit dieser geballten Dämlichkeit verglichen würden, die als Personal dieses Machwerk bereichert.
Und dann die Krimihandlung: Haarsträubende Szenen wechseln mit gähnender Langeweile. Was bitteschön soll der Kokolores mit den verschiedenen Zuständigkeiten von Polizisten, die niemanden interessieren? Dafür dann aber das Schänden einer Leiche, um einen Test auf ein Gift durchführen zu lassen – glücklicherweise hat man ja den passenden Spezialisten zur Hand.
Täter gibt es einige, gestörte Charaktere viele, eigentlich ist niemand „normal“. Nun möchte man zwar gerade in einem Thriller von dem Unnormalen unterhalten werden, hier ist es aber eindeutig viel zu viel des Unguten.

Mein Fazit:
Dieses Buch hat nur eine gute Seite. Die letzte.