Rezension

Böse, brutal und düster

Hazel Wood - Melissa Albert

Hazel Wood
von Melissa Albert

Bewertet mit 4 Sternen

Alices Leben ist von Pech und Unglück geprägt. Seit sie sich erinnern kann, klebt ihr und ihrer Mutter das Unheil an den Sohlen. Nach dem Tod ihrer Großmutter - die große Märchenerzählerin Althea Proserpine - atmet ihre Mum gelöst auf. Doch dann verschwindet sie spurlos und Alice zieht es nach Hazel Wood, wo alles beginnt. 

„Hazel Wood. Wo alles beginnt“ ist ein düster-fantastisches Märchen, das sich geschickt als Jugendbuch tarnt, und mit feinen Grusel-Elementen gut unterhalten kann. 
Aufgrund der außergewöhnlichen Handlung finde ich es schwierig, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich versuche hier, ein nachvollziehbares Bild von meinem Lese-Erlebnis zu vermitteln ohne zu viel über den Hergang zu verraten.

Alice und ihre Mutter waren schon immer vom Pech verfolgt. Ziel- und planlos reisten sie umher, bis ihre Unterkunft, das Auto und damit ihr Aufenthalt in Flammen aufgegangen sind. Als Althea Proserpine - Alices Großmutter - stirbt, ist ihre Mutter erleichtert. Sie meint, ab sofort werden sie vom Unheil verschont bleiben, daher fangen sie ein neues Leben an. Doch dieser Plan geht nicht auf. Alices Mutter verschwindet spurlos und die Teenagerin zieht es nach Hazel Wood, dem Wohnsitz ihrer Großmutter.

Obwohl dieses Buch von der eleganten Aufmachung her an ein liebreizendes Jugendbuch denken lässt, hat sich Melissa Albert brutaler Elemente bedient. „Hazel Wood. Wo alles beginnt“ ist ein ungewöhnlicher Roman. Er nimmt sich dunkler Märchenelemente an, wirbelt mit dem Zauberstab und versetzt die Protagonistin mitten in die Stadt New York - wo weder sie noch der Leser der dunklen Magie entkommen kann. 

Einerseits ist man mit Alice unterwegs, die nach ihrer Mutter sucht. Sie hat nur wenige Anhaltspunkte. Ihr bisheriges Leben war ungewöhnlich und vom Pech geprägt. Ihre Mum und sie haben das Unglück förmlich angezogen, und Alice lässt die Ereignisse Revue passieren. Scheinbar hatte sich die Situation beruhigt, bis eben ihre Mutter verschwunden ist. Und dieses Verschwinden hängt definitiv mit ihrer Großmutter zusammen - die eine geheimnisvolle Autorin gewesen ist. Ihre Schaffenstätte war das Anwesen Hazel Wood, wovor Alice von ihrer Mutter eindringlich gewarnt wurde. 

Neben der geheimnisvollen Wohnstätte kommt Alice dem schriftstellerischen Werk ihrer Großmutter auf die Spur. Ihre Mutter hatte Althea Proserpines düstere Märchenwelt vor ihrer Tochter verborgen. So sind in dieses Buch ausgewählte Erzählungen von Althea Proserpine eingewoben. 

Eingangs habe ich schon erwähnt, dass dieses Buch dunkel, düster und brutal ist. Die darin enthaltenen Märchen sind es noch mehr. Es gibt keine glitzernden Elfen oder Zauberstab schwenkenden guten Feen, sondern Mord, Tod und bittere Enden sind die Quintessenz dieser Märchenwelt. 

Die Handlung an sich hat mir entsprechend gut gefallen, weil ich einen Faible für ungewöhnliche Geschichten und schwarzgefärbte Elemente habe. Manche Szenen fand ich sogar so verstörend, dass sie fast in einen Horror-Roman passen. Besonders die erste Hälfte hat mich eingesogen und nicht losgelassen. Danach geht es stark ins Fantastische, was mich nicht mehr ganz so begeistert hat. Zu guter Letzt endet die Erzählung in einem soliden Abschluss, was mich im Endeffekt doch überzeugt hat.

„Hazel Wood. Wo alles beginnt“ ist ein Jugendroman außerhalb der üblichen Märchenliteratur. Es begeistert mit bösen Geschichten, brutaler Handlung und dem düsteren Stil - was wahrscheinlich nicht jedem Leser liegt. Mir hat es - bis auf den Schwenker ins Fantasy-Milieu - richtig gut gefallen, und ich bin mir sicher, dass es viele weitere Leser nach Hazel Wood ziehen wird.