Rezension

Böse und Gut in Kinderhand

Das Institut - Stephen King

Das Institut
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Mitten in der Nacht wird der zwölfjährige Luke aus dem Elternhaus entführt. Der Junge ist betäubt, die Eltern ermordet. Stunden später wacht er in seinem Zimmer auf, das gar nicht seines ist. Denn er ist am Institut angekommen, aus dem es kein Entkommen gibt.

„Das Institut“ ist ein Roman von Stephen King, der eindringlich dunkle Machenschaften und die Hoffnung auf Freiheit sowie das Gute thematisiert.

Zu Beginn lernt man als Leser gar nicht Luke kennen, sondern ist mit Tim unterwegs. Das Schicksal hat ihm eine spezielle Aufgabe zugewiesen, von der er nicht ahnt, dass sie entscheidend sein wird. Seine Figur bildet meinem Empfinden nach den Rahmen des Romans, der sich hauptsächlich mit dem Institut auseinandersetzt.

Zentral sind der zwölfjährige Luke und sein Aufenthalt im besagten Institut, das ein grauenhafter Ort für Kinder ist. Von dieser Einrichtung selbst mag ich gar nicht zu viel erzählen, weil damit potentiellen Lesern der Schauer genommen wird. Jedenfalls ist es atemberaubend, wie man gemeinsam mit Luke nach und nach dem Schrecken in dem Gemäuer auf die Schliche kommt. Noch spannender und fesselnder als die Schilderungen um dieses Geschehen, sind zu einem späteren Zeitpunkt die Hintergründe dazu, die King absolut faszinierend in Szene setzt. 

Jetzt aber zu Luke, der die Hauptfigur ist. Obwohl es sich bei Luke um einen recht kindlichen Protagonisten handelt, hat er die Nase vorn. Er ist ein hochintelligenter Junge mit rascher Auffassungsgabe, hohem Reflexionsvermögen und ausgeprägter Umsichtigkeit. Diese Eigenschaften ermöglichen ihm, seine Situation zu erfassen, zu begreifen und einen Hoffnungsschimmer zu sehen, der ihm gegebenenfalls einen Ausweg zeigt. 

Zum Glück ist Luke nicht allein. Stephen King stellt ihm Kalisha, Nick, George, Iris und Avery zur Seite, die gemeinsam den Kampf gegen dunkle Machenschaften und das Böse aufnehmen. Sei es allein dadurch, dass sie Widerstand leisten.

Mir hat es exzellent gefallen, gemeinsam mit Luke das Grauen im Institut zu erfassen. Der Autor geht präzise auf die Umgebung ein, zieht Details heran, um daraus später ein schockierendes Gesamtbild zu kreieren, was erschütternd zu lesen ist.

Es fängt schon mit den ersten Eindrücken im Institut an, die vollkommen verstörend sind. Luke wacht in seinem Zimmer auf, das gar nicht seines ist. Allein diese Merkwürdigkeit, das langsame Begreifen, die gefühlte Hilflosigkeit und die folgenden Schrecken ziehen den Leser in die Story rein, und lassen ihm dabei den Atem anhalten.

Kings Erzähltempo ist gewohnt langsam. Er nimmt sich Zeit, dem Leser Lukes neues Zuhause zu präsentieren. Dazu lässt er seinen jungen Protagonisten die Einrichtung erkunden und stellt ihm weitere Insassen vor. Er lernt die Mitarbeiter kennen, und fühlt, wie sich Lethargie aufdrängt. Allerdings lässt sich Luke nicht unterkriegen und bringt seine überdurchschnittliche Intelligenz ins Spiel. 

Danach wird es spannend, brisante Ideen werden gesponnen und die Welt aus den Angeln gehoben, was zu einem actionreichen Schlussteil führt, den ich geliebt habe. 

„Ihr seid hier im Süden, hatte Annie den bewaffneten Störenfrieden erklärt. Jetzt hatte sie so eine Ahnung, dass die gleich am eigenen Leib erfuhren, was das bedeutete.“ (S. 616)

Insgesamt hat mir „Das Institut“ immens gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist der eingangs erwähnte Tim. Womöglich bin ich von King zu verwöhnt, aber im Zusammenhang mit dieser Figur hat es mir an Tiefe gefehlt. Hier hatte ich das Gefühl, dass der Teil um ihn als Hilfsmittel dient, damit der Rest der Story wie geplant funktioniert. 

Im Endeffekt habe ich Kings „Das Institut“ mit Begeisterung gelesen, erneut den Kampf zwischen Gut und Böse erlebt, und bin einer modernen US-Legende auf den Grund gegangen, was summa summarum ein großartiges Gesamtpaket ergibt. 

Daher bleibt abschließend zu sagen, dass Stephen King wieder einmal einen beeindruckenden Roman geschrieben hat, den ich an Interessierte empfehle.