Rezension

Bonjour, monsieur les commissair

Bretonische Verhältnisse - Jean-Luc Bannalec

Bretonische Verhältnisse
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 3 Sternen

~Vorab ein dickes Lob an den Verlag Kiepenheuer und Witsch, der grandiose Arbeit mit diesem Buch abgeliefert hat. Ein tolles Cover, gute Lesbarkeit, im Innenklappcover Karten, Mehr kann man nicht verlangen.
Jedoch muss ich auch einen schweren Einwand äußern: Schon im Klappentext kommt der Wink mit dem Zaunpfahl, dass Kommissar Dupin dezent an Maigret erinnert. Wie bei Simeon wird es daher irgendwann langweilig, wenn man, wie ich, kein echter Krimifan ist. Es dominieren ein geheimnisvoller Mord an einem alten Mann, viele Verhöre und Ermittlungen.
Die Hauptfigur Dupin ist nicht ohne Qualitäten, sein Status als gebürtiger Pariser in der Bretagne ist der eines Fremden, dennoch ist er durchsetzungsfähig. Und er liebt Pommes Frittes und guten Wein, so dass man als Leser fast das Gefühl hat, mit ihm gemeinsam am Tisch im Amiral zu sitzen.
Der Stil besitzt eine innere Ruhe, lässt sich fast gleitend lesen. Es werden aber kaum Figuren richtig aufgebaut, wenn, dann vor allen durch die Dialoge. Diese sich im Gleichgewicht befindlichen Stärken und Schwächen des Textes lassen mich teilweise ratlos werden.
Der Schauplatz bietet natürlich einiges an Atmosphäre, allerdings wird sie durch Dupins kritischen Blick sinnvoll gebrochen, wenn zum Beispiel Landschaft und Stimmung als bretonische Aura bezeichnet werden. So wird eine zu starke Romantisierung vermieden, das Malerische der Umgebung dennoch betont. Dupin bemerkt sogar, dass der hochmoderne Hochseehafen von Concarneau keineswegs pittoresk ist. Es gibt dann aber auch wieder viele schöne Orte an der Küste, wie zum Beispiel Port Manech. Solche Beschreibungen habe ich sehr genossen, mehr als den eigentlichen Mordfall.
So bleiben bei mir leider gemischte Gefühle, was den Roman angeht. Ich erkenne sowohl Ansätze mit hohen Niveau als auch Schwächen. Vermutlich werde ich kommende Nachfolgebände nicht lesen.