Rezension

Bonn 1974, das Brennglas des Kalten Krieges

Die Diplomatenallee -

Die Diplomatenallee
von Annette Wieners

Die Autorin Annette Wieners, erzählt in ihrem neuen Roman "Die Diplomatenallee" eine spannende Geschichte aus dem Jahr 1974. Damals zogen 100 Personen aus der DDR nach Bonn. Sie kamen für ein heikles Projekt: die Ständige Vertretung. Bis heute ist dieses Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte weitgehend unbekannt geblieben.

Inhalt:
Bonn, Frühjahr 1974: Erstmals lassen sich DDR-Diplomaten in der Bundeshauptstadt nieder. Die Politprominenz feiert, aber die Folgen verändern mehr als ein Leben.

Heike lebt zurückgezogen mit Mann und Kindern in Bonn, manchmal hilft sie im Schreibwarenladen mit. Von ihr aus könnte es immer so weitergehen. Doch eines Tages steht ihr alter Uni-Professor im Laden, der Leiter des Instituts für Graphologie. Er möchte sich Heikes enorme Begabung zunutze machen: Niemand kann so viel aus einer Handschrift herauslesen wie sie. Nur will sie mit der Graphologie nichts mehr zu tun haben – aus gutem Grund. Außerdem vertraut sie dem Professor nicht. Tatsächlich ist er in den Aufbau der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn verstrickt, und Heike gerät in den Strudel dramatischer Begebenheiten …

Annette Wieners holt mit »Die Diplomatenallee« ein unbekanntes Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte ans Tageslicht.

Meine Meinung:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die Stimmung von Bonn in den 70er Jahren zu schildern und hat mich von Anfang an in die Geschichte eintauchen zu lassen.
Es ist die Zeit, als die DDR ihre ständige Vertretung in der Diplomatenallee in Bonn eröffnen will und zu großer Besorgnis führt. In diesem politischen Strudel wird das Institut für Graphologie verpflichtet, Gutachten über die Auswahl der Bewerber, zu verfassen.

Die Abgründe der Stasi als auch dem BND werden nach und nach deutlich spürbar. Für die größte Beunruhigung sorgte dann die Affäre Günter Guillaume, die für großen Wirbel sorgte.

Heike Holländer, die mit der Graphologie nichts mehr zu tun haben will, wird von ihrem alten Uni-Professor regelrecht erpresst und überrumpelt, mit ihm zusammen Gutachten für die Auswahl der künftigen Mitarbeiter der ständigen Vertretung der DDR in Bonn, zu erstellen. Der Professor konfrontiert Heike mit ihrer Vergangenheit und bringt ihren Bruder mit ins Spiel, der angeblich in der DDR in Haft sein soll. Gezwungenermaßen lässt sich Heike Holländer auf Grund ihrer Fähigkeiten auf diesen Deal ein und bringt damit ungewollt ihren Mann sowie ihre beiden Kinder, mit in Gefahr …

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihren fiktiven Charakteren und historischen Ereignissen, einen unterhaltsamem Einblick in die Zeit des kalten Krieges zu erzählen. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr gut eingebunden, hätten aber zum Teil etwas mehr glaubwürdiger dargestellt werden können. Begeistern konnte mich die ausführliche Schilderung über die Graphologie, die irgendwo bei mir in Vergessenheit geraten war.
Von mir 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Kommentare

Christina7010 kommentierte am 28. April 2022 um 14:29

Ein Buch in dem man sich etwas in die Handlung hineinlesen muss. Eine Geschichte über ein dunkles Kapitel der Deutschen Geschichte zu Zeiten der DDR. Wie der kalte Krieg begann... Spionage wenn auch Unfreiwillig.