Rezension

Botanisches Lexikon mit vereinzelten Rezepten

Kiwi, Kaffee, Kardamom - Bruno P. Kremer

Kiwi, Kaffee, Kardamom
von Bruno P. Kremer

Kiwi, Kaffee, Kardamom. Schon der Name klingt exotisch, fremd, aufregend und beim ersten Durchblättern wird klar: das ist kein Kochbuch. Es ist vielmehr eine Art botanisches Lexikon über die verschiedensten Nutzpflanzen, die in ihren Heimatländer eine wichtige kulinarische Bedeutung haben. 

 

~*~ ~*~ ~*~ Aufmachung des Buches ~*~ ~*~ ~*~

Manche dieser Pflanzen kennt man, weil sie beliebt und schon lange in unseren Supermärkten zu finden sind. So beispielsweise die Banane, die ihren Ursprung in Südostasien hat. Oder die Peperoni, die eigentlich aus Süd- und Mittelamerika bzw. der Karibik stammt. Wieder andere hat man schon mal gesehen oder man erinnert sich an ihre seltsamen Namen, wie etwa die Stinkfrucht (Durian). Und dann gibt es auch viele, die mir völlig unbekannt waren, wie etwa Cherimoya (Seite 23), Sauersack(Seite 25) oder Luffagurke (Seite 166). 

 

Das Buch beginnt mit einem Einleitungstext über die erstaunliche Vielfalt an nicht heimischen Obst- und Gemüsesorten, die wir tagtäglich in Supermärkten vorfinden. Es soll einen Überblick darüber geben, woher die Produkte, die wir konsumieren, ursprünglich kommen und welch kulinarische Weltreise wir teilweise an einem einzigen Tag unternehmen. Weiter erzählt Bruno P. Kremer von der Herkunft von Worten wie Salat, die wir täglich verwenden, die aber über die Zeit einen starken Wandel durchgemacht haben. So hat der italienische Begriff insalata, der sich aus dem Lateinischen Wort sale für Salz ableitet so gar nichts mehr mit modernen Obstsalaten zu tun. Oder habt ihr euren Obstsalat schon mal eingesalzen? Und wieso heißt die Erdbeere eigentlich Erdbeere, wo sie doch botanisch gesehen eine sogenannte Sammelnussfrucht ist? Diese und viele weitere interessante Informationen bietet Kiwie, Kaffe, Kardamom, sowohl in der Einleitung wie auch in den folgenden Lexikonbeiträgen.

 

Der weitere Aufbau eben dieser Lexikonbeiträge ist mir nicht ganz klar geworden. Anfangs gibt es zwar ein Inhaltsverzeichnis, auf der jede vorgestellte Pflanze aufgelistet wird und hinten gibt es ein alphabetisches Register, aber es ist dennoch etwas unübersichtlich. Die Pflanzeneinträge sind weder alphabetisch noch sonst einer erkennbaren Struktur folgend angeordnet. Es scheint alles sehr willkürlich. Alles beginnt mit derKiwi. Darauf folgt die Kaschunuss. Der Olivenbaum findet sich beispielsweise zwischen Schwarzkümmel und Kaktusfeige und der Sesam zwischen Stachelgurke und Tomate. Eine erkennbare Struktur wäre wünschenswert. Sehr schön dagegen ist, dass es zu jeder Pflanze eine umfangreiche Bebilderung gibt. Blätter, Blüten, Früchte, Knollen, Wurzeln. Alles, was wichtig an der vorgestellten Pflanze ist, wurde abgelichtet. Besonders Bilder wie die der Jungen Kiwanofrucht (Seite 98) sind etwas fürs Auge. Dieses leuchtende Blauviolett ist fast schon unwirklich und das knallige Orange der reifen Früchte steht in krassem Kontrast dazu. 

In erster Linie geht es um die Pflanzen. In ausführlichen Texten erfährt man viel über ihre Botanik, ihren Ursprung und ihre Verbreitung, ihre Verwendung und andere wissenswerte Fakte. Kiwi, Kaffe, Kardamom ist nur am Rande ein Rezeptbuch. Zu manchen Pflanzen finden sich Rezepte, zu anderen Tipps zum eigenen Anbau, bei wieder anderen bleibt es bei den "Standardinformationen". Ich hätte es schön gefunden, wenn es zu jeder Pflanze auch ein Rezept gegeben hätte statt nur zu vereinzelten. 

 

Die wenigen Rezepte, die es gibt, sind nicht sonderlich anspruchsvoll. Oft sind es Klassiker wie Chili con Carne oderVitello Tonnato. Da es ohnehin nicht viele gibt, hätte ich mir welche zu den exotischeren Pflanzen gewünscht. Manchmal fehlen auch jegliche Mengenangaben (Flambierte Maronen Seite 50: wie viele Maronen, wie lange bei wie viel Grad backen, wie viel Rum und Zucker?). Einen Überblick, auf welchen Seiten es Rezepte gibt, vermisse ich ebenfalls. Dabei wäre nichts leichter gewesen, als im Inhaltsverzeichnis ein kleines "R" oder ähnliches hinter jene Pflanzen zu setzen, zu denen es ein Rezept gibt. 
Als passionierte Hobbygärtnerin finde ich die Hobbygärtner-Kästchen interessanter als die doch eher enttäuschenden Rezepte. So werde ich im nächsten Frühjahr beispielsweise versuchen, meine eigenen Erdnüsse zu ziehen. Klingt simpel, vielleicht gelingt es ja. Und vielleicht versuche ich mich auch an der Kultivierung einer Maracuja-Pflanze. 
 

~*~ ~*~ ~*~ Fazit ~*~ ~*~ ~*~

Kiwi, Kaffee, Kardamom ist ein umfangreiches und trotzdem kompaktes Buch über die insgesamt 123 Pflanzen, die in der Küche Verwendung finden. Es ist kein Rezept- oder gar Kochbuch sondern vielmehr ein Lexikon mit einigen netten Zusätzen wie vereinzelten Rezepten und Kultivierungstipps für Hobbygärtnern. Mit einem Preis von 39,00€ ist es allerdings für ein Buch in diesem kleinen Format und ohne Schutzumschlag sehr teuer. 

3 von 5 
Cover 1/2 Punkt, Rezepte 1/2 Punkt, Vielfalt 1 Punkt, Aufmachung 1/2 Punkt, Preis-Leistung 1/2 Punkt
~*~ Hirzel ~*~ 290 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-7776-2132-6 ~*~ Gebundene Ausgabe ~*~ 39,00€ ~*~ Oktober 2014 ~*~  Format 23,6 x 25,8 cm ~*~ 

Kommentare

Nimue kommentierte am 16. November 2014 um 21:53

Danke für die Rezi, ich hatte das Buch neulich im Buchhandel entdeckt, hatte aber keine Zeit reinzusehen. Der Preis hatte mich abgeschreckt und nun bin ich froh es nicht mitgenommen zu haben.