Rezension

Brandaktuelles Thema sensibel verarbeitet

Die Attentäter - Antonia Michaelis

Die Attentäter
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Da dieses Buch ein Thema aufgreift, das aktueller nicht sein könnte und ich mich intensiv damit beschäftige, wollte ich „Die Attentäter“ von Antonia Michaelis unbedingt lesen und herausfinden, wie die Autorin mit solch einem sensiblen Thema umgeht und es verarbeitet. Bisher habe ich leider noch nichts von Antonia Michaelis gelesen, obwohl ich zwei weitere Bücher von ihr auf meinem SuB habe. Ich habe jedoch sehr viel Gutes über die Autorin und ihrem Schreibstil gehört, sodass ich wahnsinnig gespannt war, wie man solch ein heikles Thema in einem Jugendbuch behandelt. Nach der Lektüre dieses Buches kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht worden bin und das Buch eines meiner Highlights aus 2016 sein wird.

In der Geschichte geht es um die drei Freunde Alain, Cliff und Magarete, die sich mit 4 Jahren kennenlernen, als Alain mit seinen Eltern von Frankreich nach Deutschland in das gleiche Haus zieht in dem auch Cliff und Magarete wohnen. Sie freunden sich an, doch besonders Alain und Cliff haben eine Freundschaft, die irgendwie tiefer geht und manchmal schwer verständlich ist. Alain und Magarete wachsen in behüteten Verhältnissen auf, während Cliff bei seinem Vater wohnt, nachdem seine Mutter weggegangen ist und ihn verlassen hat. Cliff kommt sein Leben lang nicht darüber hinweg, dass seine Mutter lieber Karriere machen wollte anstatt bei ihrem Sohn zu bleiben. Dadurch bilden sich auch erste Konflikte zwischen den drei Freunden. Cliff, der von Michaelis immer als das Dunkle oder der Schatten beschrieben wird, gerät als Jugendlicher auf die schiefe Bahn und Alain, das Licht oder der Engel, versucht, Cliff vor der dunklen Seite zu retten. Cliff ist auf der Suche nach sich selbst, schließt sich erst einer Gruppe von Nazis an, konvertiert später zum Islam und sympathisiert letztendlich mit dem radikalen Islam. Als Cliff dann mit 19 für ein Jahr verschwindet und plötzlich wieder in Berlin auftaucht, ahnen seine Freunde wo er gewesen ist und versuchen nun alles um Cliff von seinen Plänen abzubringen. Oder war Cliff tatsächlich nur in Neuseeland und sie bilden sich alles nur ein?

Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, dass so unter die Haut geht wie dieses hier. Antonia Michaelis hat einen einfühlsamen, bildgewaltigen und poetischen Schreibstil. Es gibt grausame Szenen und welche, die mich tief berührt haben. Die Charaktere haben allesamt Tiefe und man kann sich in jeden hineinversetzen. Die eindringliche Sprache lässt einen das Buch nicht aus der Hand legen obwohl ich bei manchen Szenen  die Geschichte  doch erst mal weglegen und durchatmen musste. Das Buch ist sicherlich ziemlich starker Tobak und kein leichter Lesestoff für zwischendurch, trotzdem möchte ich es jedem empfehlen, schon allein aufgrund der aktuellen Lage in der ganzen Welt.