Rezension

Braucht zu lange, um seinen dunklen Sog zu entwickeln...

Hazel Wood - Melissa Albert

Hazel Wood
von Melissa Albert

Seit Alice denken kann werden ihre Mutter und sie vom Unheil verfolgt. So kommt es, dass die beiden ständig auf der Flucht von einem zum nächsten Ort sind und nie lange irgendwo bleiben. Alice' Großmutter ist die mysteriöse Märchenerzählerin Althea Proserpine, die ein Buch mit Märchen aus dem "Hinterland" geschrieben hat, welches jedoch nirgendwo mehr aufzutreiben ist, weder neu noch gebraucht. Als Alice' Großmutter stirbt und ihre Mutter entführt wird, versucht sie mit Hilfe der verschollenen Märchen das Geheimnis ihrer Herkunft zu entschlüsseln. Dabei kommen Sachen ans Tageslicht, die fern jeglichen menschlichen Vorstellungsvermögens liegen, in einem dunklen, märchenhaften Reich, gerade so, als wäre das Hinterland Wirklichkeit...

Melissa Albert hat mit "Hazel Wood: Wo alles beginnt" eine sehr düstere Märchenadaption geschrieben, die mit den tiefsten Ängsten der Menschen spielt. Meiner Meinung nach ist die Geschichte in einem Jugendbuchverlag eher deplatziert. Die Altersempfehlung vom Verlag ist mit 14 Jahren sehr niedrig angesetzt. Wenn die Protagonistin keine 17jährige wäre, wer weiß, ob der Titel dann überhaupt als Jugendbuch deklariert worden wäre.
Wer Märchenadaptionen liebt und sich gerne so richtig gruselt, da sollte unbedingt in Hazel Wood hineinlesen. An sich ist der Stoff wirklich großartig. Nur leider verliert sich Melissa Albert zu Beginn in zu vielen Details, so dass sich die ersten 100 Seiten des Buches für mich arg zogen, und ich eigentlich schon die Lust am Weiterlesen verloren hatte. Ab dann nehmen die Märchen aus dem Hinterland jedoch immer größeren Raum ein und fesseln den Leser an das grausige Geschehen, welches Alice auf der Suche nach ihrer Herkunft begleitet. Wer einen langen Atem hat, wird also belohnt.

Schade, dass Melissa Albert zu lange benötigt, um der Handlung einen roten Faden zu geben. Sie hat viel Potential verschenkt, in dem sie zu Beginn einige Längen in der Geschichte hat und man mehr schlecht als recht durch die Handlung stolpert.
Sehr lesenswert sind jedoch die Zitate an bekannte Märchen und Zitate an ebenso bekannte zeitgenössische Geschichten und Filme. Solche Querverweise lese ich in Büchern immer sehr gerne und dies konnte mich über einige Längen und Ungereimtheiten hinwegtrösten. Ein weiterer Höhepunkt ist die düstere Atmosphäre, die die Autorin heraufbeschwört.
Letzten Endes habe ich aber zu lange gebraucht, um wirklich in die Geschichte hineinzufinden und da das Ende in sich abgeschlossen ist, verspüre ich keinen Anreiz eine mögliche Fortsetzung zu lesen.