Briefeschreiben auf Japanisch
Bewertet mit 2.5 Sternen
"Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" entführt den Leser in die - literarisch frische, unverbrauchte - Welt der Kalligraphie und der Tätigkeit einer öffentlichen Schreiberin. Während die titelgebende Heldin für ihre Kunden allerlei Briefe und Glückwunschkarten verfasst, taucht der Leser tiefer in die Materie rund um Papier und Schreibutensilien ein und erhält auch den ein oder anderen Einblick in die Feinheiten der japanischen Sprache.
Während wir Hatoko über vier Jahreszeiten hinweg durch ihren Alltag begleiten, plätschert die Geschichte sehr gemächlich dahin. Es gibt die ein oder andere, interessante Beschreibung lokaler Bräuche oder saisonaler Festivitäten. So richtig in die Tiefe geht es erzählerisch aber nicht. Vielversprechende Handlungsstränge wurden zu schnell abgehakt oder einfach fallen gelassen, andere wirkten deplatziert und überdramatisiert. Obwohl die Charaktere wirklich gut geschrieben und sehr sympathisch sind, tragen sie dramaturgisch wenig zum Geschehen bei. Alle verstehen sich (fast) auf Anhieb super, zu Spannungen kommt es zwischen ihnen gar nicht erst. Selbst Hatokos "Familiendrama" löst sich in Wohlgefallen auf. Insgesamt wirkt alles doch sehr flach und unausgereift.
Kamakura ist als Kulisse eine tolle Wahl, da es neben zahlreichen Schreinen und Tempeln, auch jede Menge anderer Attraktionen und Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Nur leider bekommt der Leser davon zu wenig zu Gesicht. Statt mit all ihren Vorzügen zu glänzen, fristet diese kulturell und kunsthandwerklich bedeutsame Stadt ein trauriges Schatten-Dasein als Hintergrunddekoration. Und auch der "wunderbare Schreibwarenladen" spielt in der Handlung eine recht untergeordnete Rolle. Mir fehlt hier ein echter Bezug zum Handlungsort. Warum ein Schreibwarenladen? Warum in Kamakura? Ebenso gut hätte es doch auch "Hatokos wunderbare Bäckerei" in Düsseldorf sein können.
Allgemein wurde sehr viel Potential verschenkt. Trotz vieler guter Ansätze, bleibt die Handlung bis zuletzt belang- und schwunglos. Es gibt keine echten Konflikte, keine Höhen oder Tiefen. Alles fließt relativ gleichmäßig und ruhig dem ausbleibenden Höhepunkt entgegen. Mich konnte das Buch so leider nicht überzeugen.