Rezension

Brillant erzählt

Die amerikanische Prinzessin - Annejet van der Zijl

Die amerikanische Prinzessin
von Annejet van der Zijl

Bewertet mit 4 Sternen

Für mich ist es das erste Buch von Annejet van der Zijl gewesen und eine echte Freude, sie kennen zu lernen. Ihre Sprache ist von bestechender Eloquenz, jeder Satz ein Genuss.

Allene Tew war eine bemerkenswerte Frau mit einem Leben voller Höhen und Tiefen. Gesellschaftlicher Aufstieg, Glamour, Vergnügen und märchenhafter Reichtum gehörten ebenso dazu wie Enttäuschungen und tragische Schicksalsschläge. Annejet van der Zijl bleibt eng an historisch belegten Fakten und enthält sich jeglicher romanhafter Ausschmückungen. Von daher ist bei mir keine emotionale Nähe zu Allene oder einer anderen Figur entstanden. In dieser Hinsicht hätte ich mir die Geschichte manchmal ein bisschen „romanhafter“ gewünscht, aber letztlich überwiegt bei mir die Bewunderung für eine Frau, die niemals aufgegeben, ihr Schicksal mal in die Hand genommen, mal tapfer getragen hat, stets erhobenen Hauptes.

Ganz sicher ist die „amerikanische Prinzessin“ eine interessante Figur, aber beeindruckt hat mich das Buch in erster Linie durch den brillanten Erzählstil. Ebenso sachlich präzise wie mitreißend und fesselnd entfaltet die Autorin vor ihren Lesern ein spannendes Stück Zeitgeschichte - die Entwicklung der Vereinigten Staaten von einer jungen Nation zur Weltmacht, mit einem durchaus kritischen Blick auf deren gesellschaftliche Exzesse. Und im zweiten Teil rückt die Zerrissenheit Europas mit seinen beiden Weltkriegen mit in den Fokus. Man spürt die Kompetenz einer engagierten Historikerin, aber nicht immer wird diese so ansprechend und unterhaltsam umgesetzt wie hier.

Prolog und Epilog runden diese Geschichte stimmungsvoll ab. Auch die „Gedanken zu diesem Buch“ am Ende empfand ich als Bereicherung, ebenso wie die beiden Abschnitte mit den Fotos. Die zahlreichen englischen Zitate mochte ich weniger, da fühlte ich mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen und zum Überlegen genötigt. Und nur selten fand ich sie wirklich informativ und/oder interessant.

Alles in allem ein Leseerlebnis, das ich nicht missen möchte.