Rezension

Brillant skurrile Idee, aber viel Luft nach oben

Letzte Rettung: Paris - Patrick Dewitt

Letzte Rettung: Paris
von Patrick DeWitt

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Frances Price lebt als Frau von Welt in Manhattans Upper East Side. Ihr inzwischen verstorbener Ehemann Franklin Price war Staranwalt mit üppigem Vermögen, so dass sie ein Leben in Wohlstand und Luxus gewöhnt war und auch nach seinem Tod ändert sie nichts an ihrem hohen Lebensstandart. Bei ihr wohnt ihr Kater „Kleiner Frank“, der für sie die Reinkarnation ihres Mannes ist, und ihr über 30 Jahre alter und verlobter Sohn Malcom, der außer ihr aber keine weiteren sozialen Kontakte hat.

So geschieht es, dass eines Tages das Geld ausgeht und sie nach Paris „fliehen“ in die Zweitwohnung von Frances bester Freundin, wo sie das letzte Geld verprassen. Bis eines Tages ihr Kater plötzlich verschwindet. Eine Odysee beginnt, auf der sie eine Reihe neuer und alter Bekannter, die allesamt recht skurril sind, um sich versammelt.

 

Meinung:

Positiv hervorzuheben sind klar die beiden skurrilen Protagonisten. Ebenso gut hat mir die eigentliche ernste und tragische Grundvoraussetzung des Buches gefallen, die aber humorvoll verarbeitet wurde.

Die beiden Protagonisten sind absolut gegensätzlich und trotz ihrer krassen Eigenarten auf gewisse Weise eher liebens- als hassenswert.

Zum einen Frances Price:

Sie ist mittlerweile 65 Jahre alt, selbstverliebt und arrogant und wirkt sehr narzisstisch. Sie benötigt entweder die gesellschaftliche Anerkennung oder Ablehnung. So lange sie das Gesprächsthema Nummer 1 der „Reichen und Schönen“ ist, geht es ihr gut. Allerdings überdeckt sie mit den, doch eher krankhaften Verhaltensweisen, dass sie eigentlich eine inzwischen sehr einsame Frau ist.

Zum anderen Malcom:

Er lebt, obwohl er schon verlobt und 32 Jahre alt ist, immer noch bei seiner Mutter, kann sich nicht von ihr lösen, ist absolut unselbstständig und sozial isoliert, wenn nicht sogar gesellschaftlich unfähig. Zudem ist er nicht in der Lage, sein Leben alleine zu meistern, bzw. mehr aus sich zu machen. Auch er hat mit der Neigung zu Kleptomanie und Voyeurismus krankhafte Verhaltenszüge.

Negativ fand ich die eigentliche Handlungsarmut und durchaus Längen und zu ausführliche Beschreibungen, die meiner Meinung nach hätten reduziert werden können.

Zudem hatte ich während des Lesens das Gefühl, dass auf einen Höhepunkt hingearbeitet wird, der aber nicht eintrifft. So vermisse den eigentlichen Höhepunkt und habe von Seite zu Seite gelesen und gedacht, es müsse noch das Highlight kommen, weil es sich untergründig so anfühlt hat.

 

Den Schreibstil empfand ich als flüssig und locker zu lesen. Das Cover gefällt mir im Zusammenhang mit dem Buch als passend. Im Vorfeld war ich etwas skeptisch, da es mich nicht sehr angesprochen hat. Es symbolisiert sehr gut die Skurrilität der beiden Protagonisten und vor allem die Unterwürfigkeit und Abhängigkeit des Sohnes von der Mutter.

Nach Beenden des Romans muss ich sagen, dass er mich etwas ratlos und unbefriedigt zurücklässt. Die Idee an sich gefällt mir zwar sehr gut und der Schreibstil sagt mir zu. Der Roman liest sich flüssig, die Charaktere sind interessant und gleichzeitig liebens- und hassenswert und auch der schwarze Humor bringt mich teilweise zum Schmunzeln. Allerdings springt der Funke des Romans trotzdem nicht auf mich über.

Alles in Allem fand ich es ganz nett zu lesen für zwischendurch. Nichts, was im Kopf bleibt und so bin ich eher enttäuscht, als begeistert, da ich denke, man hätte mehr aus dem Ansatz holen können.