Rezension

Brillanter Krimi

Minus 18 Grad - Stefan Ahnhem

Minus 18 Grad
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 5 Sternen

          Schon der Klappentext und die Seiten des Prologs nahmen mich gefangen, aber bald hatte ich den brisanten Einstieg und das Auftaktkapitel vergessen. Erst ganz am Schluss und beim Überdenken des Gelesenen, begriff ich, welche weibliche Person der Autor im Eingangstext beschrieb.

Die kompakte, konzentrierte Erzählweise Ahnhems über die beiden Haupthandlungsstränge in zwei Ländern verfolgte ich mit wachsender Spannung. Fabian Risk heißt die Hauptperson in „Minus 18 Grad". Er und seine Kollegen um Astrid Tuvesson, der Chefin der Kripo Helsingborg im südschwedischen Schonen, ermitteln im Umfeld von superreichen, bekannten männlichen Personen. Der skrupellose, eiskalte Täter hat diese Gruppe im Visier; aber wer ist der Nächste? Eine knifflige Aufgabe für die Polizei. Es geschehen weitere Morde. Der Täter ist wie ein Phantom, verfügt scheinbar über einen übernatürlichen Perfektionismus. Die Polizei zeigt sich ohnmächtig. Anfänglich heiße Spuren erkalten. Zeugen werden beseitigt. Beweise sind keine da. Indizien lösen sich in Luft auf. Das Ermittlerteam übersieht letztendlich einen wesentlichen, aber eigentlich offensichtlichen Fakt...

Im dänischen Helsingör wiederum verfolgt die strafversetzte Dunja Hougaard eigenmächtig Spuren, um die brutalen Gewaltverbrechen an Obdachlosen aufzuklären. Im Darknet erscheinen grausame Videos, die beim sogenannten „Happy Slapping“ entstanden sind. Was ist das für eine verrohte Clique, die Spaß am Quälen und Töten hat, das auch noch filmt und ins Netz stellt? Dunja ermittelt hartnäckig trotz der hinterhältigen Fallstricke, die ihr vom Ex-Vorgesetzten gelegt werden...

Wie Dunja in Dänemark, so haben auch die Ermittler in Schweden ihre Geschichte bzw. Vorgeschichte, sind soziale Wesen mit all ihren Besonderheiten. Fabian Risk ermittelt nicht nur, sondern hat auch massive Schwierigkeiten mit seiner Frau und seinen pubertierenden Kindern Theodor und Matilda.
Astrid Tuvesson, die Chefin hat schwere Alkoholprobleme nach der Scheidung von ihrem Mann Gunnar. Sie läßt ihre Kollegen ab und zu im Stich.

Der Autor hat viel in seinen Krimi hineingepackt. Das zwingt den Leser sehr aufmerksam den Inhalt zu verfolgen. Sehr viele Haupt- und Nebenpersonen treten in den 550 Seiten auf, die in den richtigen Zusammenhang gebracht werden müssen. Deshalb wäre es von Vorteil, wenn man die ersten beiden Bände bereits gelesen hat. Das sind der Debütroman „UND MORGEN DU“ und Band 2 „HERZSAMMLER“.
Ich bin eingestiegen mit dieser Geschichte. Die Fülle an auftretenden Personen, die Kapiteldichte mit dem ständigen Wechsel der Örtlichkeit, der Akteure, der Handlung forderten mich. So schnell wie sonst, kam ich mit dem Lesen nicht voran.
ABER: Die Vernetzung, Verzahnung der Handlungsstränge habe ich als genial empfunden.

Zusammenfassung:
Stefan Ahnhem beherrscht sein Handwerk! Der Kriminalroman besitzt einen logischen und nachvollziehbaren Aufbau mit einigen sehr überraschenden Wendungen. Der Leser ist immer mittendrin im Geschehen und manchmal den Ermittlern voraus.
Ein Buch mit wichtigen Botschaften und realistischer Darstellung.
Es gibt einige skurrile, aberwitzige, beklemmende Momente im Verlaufe des Romans, die schon die Aufhänger für ein nächstes Buch zu sein scheinen.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber. Fünf Sterne!