Rezension

Brisante Themen

Böser Wolf - Nele Neuhaus

Böser Wolf
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Obwohl dies schon der sechste Fall für das eingespielte Team Kirchhoff & Bodenstein ist, war es für mich tatsächlich das erste Buch aus dieser Reihe, das ich gelesen habe - und es war sicher kein schlechter Einstieg!

Ich hatte das Buch ein paar Monaten zuvor bei einer Tombola gewonnen, dann aber lange schlicht und einfach im Regal ungelesener Bücher vergessen... Tja, und dann las ich es endlich - und legte mir danach direkt auch die ersten fünf Bände und den siebten Band zu. Da brauche ich wohl gar nicht mehr zu erwähnen, dass mich der Krimi vollkommen überzeugt hat?

Obwohl mir die wiederkehrenden Charaktere wie Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein natürlich noch unbekannt waren, gewann ich sehr schnell ein Gefühl dafür, wer sie sind und wie sie ticken. In meinen Augen sind sie gut geschriebene, glaubhafte Charaktere mit Stärken und Schwächen, und auch der ein oder anderen Macke! 

Auch die verschiedenen Nebencharaktere fand ich interessant und plausibel, wie z.B. die Karrierefrau Hanna Herzmann, der für ihre Fernsehsendung kein Eisen zu heiß ist und die sich dadurch in ungeahnte Gefahr begibt, ihre Therapeutin Leonie Verges, die Hanna paradoxerweise nicht ausstehen kann und sie dennoch in etwas Unglaubliches hineinzieht, oder auch Pias Schulfreundin Emma, deren heile Welt jäh ins Wanken gerät...

Das Buch packt direkt mehrere brisante Themen an, die betroffen machen und zum Nachdenken anregen, und zeigt sie uns aus Täter- und Opfersicht. Ich möchte hier noch nicht zu viel darüber verraten, aber in meinen Augen geht die Autorin damit taktvoll und mit Fingerspitzengefühl um, verharmlost aber auch nicht.

Ich fand das Buch sehr spannend und habe mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt. Als "erfahrener" Krimileser kann man sich vielleicht schon denken, dass die scheinbar offensichtlichen Verdächtigen selten die wahren Schuldigen sind, aber ich war mir bis zum Schluss nicht ganz sicher, wie die Dinge tatsächlich abgelaufen waren.

Ganz abgesehen vom Kriminalfall fand ich alleine schon den Einblick in die Seelenwelt der beteiligten Charaktere faszinierend, wenn auch oft bedrückend.

Auch der Schreibstil von Nele Neuhaus gefällt mir gut; er ist sehr "rund" und angenehm zu lesen.

Fazit:
Ein junges Mädchen wird tot aus dem Fluss gezogen. Sie weist Verletzungen auf, die auf schwersten Missbrauch hindeuten, und ist paradoxerweise anscheinend in Chlorwasser ertrunken. Ihr Tod stürzt die Ermittler Kirchhoff und Bodenstein in einen ekelhaften Sumpf aus Brutalität und organisierter Grausamkeit...

Das war mein erstes Buch von Nele Neuhaus und sozusagen meine "Einstiegsdroge"! Ich fand die Charaktere glaubwürdig und interessant, die Themen packend und den Schreibstil wunderbar zu lesen.