Rezension

Britische Gewandtheit und neuseeländisches Temperament im Kampf für die Krone

Books & Braun, Das Zeichen des Phönix - Tee Morris, Philippa Ballantine

Books & Braun, Das Zeichen des Phönix
von Tee Morris Philippa Ballantine

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Agenten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, müssen sich zusammenraufen, um einen vergessenen Fall zu lösen und so das britische Empire vor dem sicheren Untergang zu bewahren.

 

Wellington Books und Eliza Braun kennen sich kaum mehr als dem Namen nach. Bis die fähige, aber leider viel zu dynamitbegeisterte Agentin im Außendienst einmal mehr über die Stränge schlägt und in das unterirdische Reich des technikverliebten Archivars zwangsversetzt wird. Zuerst ist sie absolut nicht begeistert von ihrer neuen staubigen und vor allem spannungsarmen Umgebung, ihren steifen, auf die penible Einhaltung der Vorschriften bedachten Kollegen mit eingeschlossen.
Dann allerdings entdeckt sie zwischen den ungelösten Fällen eine Akte über ihren früheren Partner, der unerklärlicherweise verrückt geworden und in einer Irrenanstalt untergebracht worden ist. Sofort setzt sie alles daran, „Welly“ davon überzeugen, den ungeklärten Morden von damals nachzugehen. Natürlich ohne Mitwissen ihres Vorgesetzten.

 

Der erste Band der Reihe beginnt buchstäblich mit einem Knall. Eliza beweist bereits auf den ersten Seiten ihr Können im Umgang mit Sprengstoff, mit grandios britisch trockenem Humor kommentiert von Books, den sie aus der Gefangenschaft rettet. Dieser Stil zieht sich durch das gesamte Buch, in welchem unsere Helden sich entweder einen Schlagabtausch nach dem anderen hingeben oder ihre Gegner in actiongeladenen Szenen verfolgen. Meistens kombinieren sie beides, was die Handlung nicht nur spannend macht, sondern ihr auch einen besonderen Charme verleiht. Die typische Atmosphäre des Steampunk wird einfach genial umgesetzt mit all den interessanten und gleichzeitig so seltsam anmutenden Maschinen und dem viktorianischen Flair. Man fühlt sich sofort in die Zeit zurückversetzt und obwohl es solche Erfindungen damals nie gegeben hat, wären sie durchaus möglich gewesen.

 

Die wundervoll sympathischen Figuren tun ihr Übriges dazu. So gegensätzlich sie sind, so wundervoll ergänzen sie sich beruflich und privat. Die selbstbewusste, kämpferische Eliza, Meisterin im Umgang mit Waffen aller Art, geht gerne sprich- und wortwörtlich mit dem Kopf durch die Wand und kann ihr Temperament dabei nur selten zügeln. Wellington dagegen hasst Gewalt in allen Formen, versteckt sich lieber hinter Fakten und seinen technischen Spielereien und seinen Manieren, ist aber ein loyaler Partner und enthüllt im Laufe des Romans unter Elizas Einfluss immer mehr verborgene Talente. Die beiden sind ein perfektes Duo, das stets zu unterhalten weiß, egal wie bekannt einem gewisse Motive auch aus anderen Büchern vorkommen mögen. Die Idee des bösen Geheimbundes ist zum Beispiel wirklich nicht neu. Zudem bleiben die meisten Nebencharaktere eher blass, was aber auch daran liegen mag, dass ihre eigentlichen Beweggründe erst in den Folgebänden aufgeklärt werden. Andeutungen gibt es in dieser Richtung genug und man darf gespannt sein, was Die Janus-Affäre, der zweite Teil der Reihe, noch für den Leser bereithält.

 

Ich muss gestehen, dass ich mir das Buch hauptsächlich wegen der Kulisse, dem viktorianischen London, gekauft habe. Steampunk war mir vorher lediglich vom Hörensagen ein Begriff. Aber da ich Wild Wild West mit Will Smith und Kevin Kline sehr mochte, habe ich mich darauf eingelassen und es nicht bereut.
Natürlich ist einiges etwas überspitzt dargestellt und britischer Humor ist nicht jedermanns Sache. Aber mich haben die beiden Hauptprotagonisten so begeistert, dass ich mich regelrecht zwingen musste, beim Schmökern eine Pause einzulegen. Und Die Janus-Affäre liegt deshalb schon ganz oben auf meinem SuB.
Wer die typisch englische Ausdrucksweise liebt, dazu der viktorianischen Epoche und dem Genre Steampunk etwas abgewinnen kann und gerne spannende Stories mit viel Humor liest, der ist mit Das Zeichen des Phönix sehr gut beraten. Eine absolute Kaufempfehlung!