Rezension

Bruch im zweiten Teil

So wie die Hoffnung lebt
von Susanna Ernst

Bewertet mit 3 Sternen

"So wie die Hoffnung lebt" handelt von Jonah und Katie, die sich in einem Kinderheim begegnen, nachdem ihre Familien tragisch aus dem Leben gerissen wurden. Der 13-jährige Jonah ist sofort fasziniert von der zwei Jahre jüngeren Katie, die aber seitdem ihr Vater ihre gesamte Familie bis auf sich selbst ausgelöscht hat, kein Wort mehr gesprochen hat. Einfühlsam nähert er sich ihr und tatsächlich Katie beginnt zu sprechen! Nach und nach keimt die Liebe füreinander, doch das Schicksal erweist sich für beide erneut als grausam und reißt sie auseinander.

Jaja, die lieben Erwartungen... Einmal die Erwartungen, die der Klappentext eines Buches schüren kann und andererseits die Erwartungen, die ein Buch auf den ersten Seiten schürt. Im Falle von "So wie die Hoffnung lebt" ist leider beides eingetreten und ich war ab Hälfte zwei dieses Romans nicht mehr so angetan wie noch in Teil 1. Hier folgt nun meine ausführlichere Begründung für diese Einschätzung:

Teil 1 ist wirklich grandios. Bereits auf den ersten Seiten habe ich mich in diese wundervollen Kinder verliebt, die beide so schreckliches erleben musste. Ich habe mit ihnen geweint und ich bin zusammen mit ihnen stärker geworden und wurde Zeuge, wie sie sich ineinander verliebten. Mit einfühlsamen Worten, tiefgründigen Handlungen und süßen Dialogen wurde ich von der ersten Seite an abgeholt und war regelrecht begeistert, wie Ernst es schaffen konnte mich so schnell in eine Geschichte hineinzuziehen, die für mich ewig hätte weitergehen können.

Nicht nur die beiden Hauptfiguren wissen dabei zu überzeugen, auch die zahlreichen Nebenfiguren (allen voran natürlich Milow, Tammy und Julius) haben jede ihren entscheidenden Anteil an einer intensiv erzählten Geschichte.

Doch der Klappentext kündigte es ja bereits an: mir war klar, dass wir nicht ewig mit den kindlichen/jugendlichen Ichs von Katie und Jonah verbringen würde, aber wie sich die Geschichte dann entwickelte, damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Womit hatte ich den gerechnet? Es ist schwer zu sagen, aber ich hatte definitiv nicht mit einer Krimigeschichte gerechnet, die von der Liebesgeschichte der beiden nur noch gespickt war (und ich hoffe ich spoiler nicht schon zu viel!).
Ja, spannend war es definitiv, aber es hatte einfach nichts mehr mit dieser gefühlvollen Erzählweise aus dem ersten Teil zu tun. Ich hatte einfach das Gefühl es mit zwei Geschichten in einem Buch zu tun zu haben.

Fazit: Beide Teile waren für sich gut geschrieben, der erste sogar sehr gut, der hätte locker von mir die fünf Sterne erhalten. Aber ich hatte einfach zwei Geschichten, die für mich nicht so recht zusammenpassen wollten, vor allem, weil es ich eben nicht erwartet hatte. Dennoch will ich keinesfalls von "So wie die Hoffnung lebt" abraten, denn andere Leser haben andere Erwartungen, andere Interessen, andere Lieblingserzählstils und die werden vermutlich vollkommen auf ihre Kosten kommen!