Rezension

Bruchlandung der Mauersegler

Die Mauersegler -

Die Mauersegler
von Fernando Aramburu

Bewertet mit 2.5 Sternen

Leider bin ich von dem Roman "Die Mauersegler" enttäuscht worden. Vielleicht lag es daran, dass ich aufgrund des vielversprechenden Klappentextes und der lobenden Worte in anderen Buchbesprechungen mit falschen Erwartungen an die Lektüre herangegangen bin, aber für mich war das Buch eher eine Bruchlandung als ein Überflieger.

Die Lektüre war sehr anstrengend und es hat mich immer etwas Überwindung gekostet, den dicken Wälzer in die Hand zu nehmen und mich weiter durch die Kapitel zu kämpfen. Zum Glück sind diese recht kurz, sodass man Stück für Stück vorankommt, aber es fehlte mir eindeutig ein roter Faden und eine spannende Handlung, die mich ans Buch fesselt. Die Kapitel sind episodenhaft und erzählen bruchstückhaft, teilweise zusammenhanglos vom Leben des Protagonisten Toni. Zwar macht es mir eigentlich Spaß, wenn man bei einem Roman mitdenken muss und erst nach und nach hinter den Sinn der Geschichte kommt, doch hier war einfach alles zu verworren. Die Handlung hat für mich selten Sinn ergeben und ich habe den Charakter Toni einfach nicht verstanden.

Die Hauptfigur Toni ist ein weiterer Punkt, warum ich mit dem Roman nicht warm geworden bin. Ich habe keinerlei Bezug zu Toni finden können, er ist mir unsympathisch und fremd geblieben, sodass mir in "Die Mauersegler" nicht nur eine spannende Handlung sondern auch eine Identifikationsfigur gefehlt hat, die mich zum Weiterlesen animiert hätte. Toni hat mich aufgrund seiner machohaften, chauvinistischen Art zuletzt immer mehr abgestoßen und auch die sexuelle Thematik wurde für mich zu oft überbetont. Über dem ganzen Roman lag für mich eine deprimierende Stimmung, die die Lektüre wahrlich zu keinem Vergnügen gemacht hat. Es war zuletzt nur noch anstrengend und ich war froh, als ich das Buch beendet hatte. Ohne die Leserunde hätte ich sicher nicht bis zum Ende durchgehalten.

Trotz aller Kritik möchte ich die literarische Qualität und das Können des Autors dennoch loben. Sprache und Schreibstil haben mich immerhin noch soweit angesprochen, dass sich der Text gut hat lesen lassen. Bei einer anderen Thematik hätte mich der Autor sicher begeistern können, denn seine literarische Qualität will ich auf keinen Fall absprechen. Mich haben "Die Mauersegler" an James Joyces "Ulysses" erinnert, denn auch in diesem spanischen Roman verwendet der Autor wie in der irischen Vorlage den "Stream of Consciousness", um eher zusammenhanglos von einzelnen Episoden im Leben eines Mannes zu erzählen. Wer sich auf dieses literarische Projekt einlassen will, sollte sich nicht abschrecken lassen, "Die Mauersegler" in die Hand zu nehmen. Vielleicht wird das Buch für den ein oder anderen zum Höhenflug? Doch aufgrund der genannten Gründe war für mich das Buch leider eine Bruchlandung.

Kommentare

Sursulapitschi kommentierte am 05. Januar 2023 um 16:09

Genau das fand ich auch. Tolle Überschtift.