Rezension

Brutal, emotional, katastrophal ?

Das Lied der Nacht -

Das Lied der Nacht
von C. E. Bernard

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Lied der Nacht handelt von einem Land, das in Furcht und Finsternis lebt. Es ist verboten Lieder zu singen oder nachts ein Licht zu entzünden. Schatten beginnen sich zu erheben und überfallen die hilflosen Bewohner. Es gibt kein Entkommen. Doch eine Gruppe von Freunden will den Schrecken beenden und begibt sich dafür auf eine gefährliche Reise. Eine Melodie begleitet sie dabei.

Das Buchcover schimmert total schön. Ich liebe die Farbgestaltung und das unheimliche Schloss mit seinen schwarzen, hohen Türmen. Sehr passend, wie ich finde. Das Beste an diesem Cover ist, dass es sich mit den folgenden Bänden erweitern lässt. Wenn die Triologie vollständig nebeneinanderliegt, ergibt sich ein größeres Gesamtbild. Ich finde die Vorschau sieht schon toll aus.

Es gibt eine Karte im Buch, die sich allerdings nicht als sehr hilfreich erwiesen hat beim Lesen. Das ist ziemlich Schade, aber vielleicht ändert sich das in den nachfolgenden Teilen.

Das Buch enthält zusätzliches Bonusmaterial, das man mithilfe einer Handyapp ansehen kann. Es gibt wirklich ein paar schöne Extras, zum Beispiel die Karte in Farbe und zum Ranzoomen, eine Playlist und das Lied der Nacht als Audio. Allerdings hat bei mir der Scan des Materials leider nicht so gut funktioniert. Trotzdem eine großartige Idee.

Der Schreibstil des Romans ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, denn es gibt einen allwissenden Erzähler, der über alle Personen schreibt. Die Perspektive wird dabei ständig zwischen den handelenden Personen hin und her gewechselt. Das ist eigentlich ziemlich gut gemacht, auch wenn es sich jetzt vielleicht etwas verwirrend anhört. Die Geschichte wird dadurch noch spannender und bekommt ein rasantes Tempo. Es wird nichts unnötig in die Länge gezogen.  

Allerdings hatte ich vom Schreibstil etwas mehr erwartet. Der Roman wird als poetisch beschrieben, doch ich habe die Poesie als ein bisschen zu gewollt empfunden. Ich hatte bildliche Vergleiche und Ausschmückungen erwartet, die die Geschichte verträumt und sehr gefühlvoll machen. Das fehlt leider. Die Autorin verwendet oft Wiederholungen, um etwas zu verdeutlichen, aber doch recht wenige Metaphern, um uns die Welt zu beschreiben. Sehr unregelmäßig werden Abschnitte wie in Gedichtform angeordnet, mehr aber nicht. Für mich eine tolle Geschichte, aber nicht poetisch. Vielleicht ist das an dieser Stelle aber auch Ansichtssache.

Die Charaktere sind alle komplett unterschiedlich, aber sehr detailliert beschrieben. Ihre persönliche Geschichte und Hintergründe sind gut ausgearbeitet und logisch. Für meinen Geschmack waren es fast schon zu viele Personen, denn die Namen sind ziemlich außergewöhnlich und man kommt schon mal durcheinander, jedenfalls am Anfang. 

Mir hat es außerdem sehr gefallen, dass der „Bösewicht“ eine zentrale Rolle spielt. Seine Figur ist total interessant, denn man erfährt viel über seine Vergangenheit und seine Persönlichkeit.

Die Geschichte enthält brutale Szenen und damit meine ich, dass es wirklich sehr blutrünstig und grausam wird. Ich würde dieses Buch daher nicht jedem empfehlen. Für mich persönlich haben diese Szenen dem Buch allerdings noch ein gewisses Extra verliehen. Die Brutalität überträgt die Angst und verdeutlicht das Leid der Menschen.

Die Menschen in dieser Fantasy-Welt können unterschiedliche Sprachen erlernen und damit kommunizieren. Es gibt zum Beispiel die Sprache der Klänge, der Tiere und des Feuers. Die Idee ist ziemlich spannend, leider erfährt man im ersten Band kaum etwas über das Erlernen oder die Geschichte der Sprachen. Bestimmt wird das im weiterem Verlauf der Geschichte noch vertieft.

Zusammenfassend ist das „Lied der Nacht“ eine spannende Geschichte mit interessanter Erzählperspektive und Charakteren. Die Handlung nimmt schnell Fahrt auf, es wird brutal und emotional. Die Poesie bleibt für mich auf der Strecke und auch die Idee der verschiedenen Sprache könnte noch etwas vertieft werden. Für mich basiert die Geschichte auf einer schönen Idee, die aber noch besser hätte umgesetzt werden können. Alles in allem ein gutes Buch, aber kein Must-read.