Rezension

Brutal, hart und spannend

Stille Feinde - Joe Ide

Stille Feinde
von Joe Ide

Bewertet mit 3.5 Sternen

Privatdetektiv Isaiah Quintabe, kurz IQ genannt, lebt in Long Beach, L.A. Wobei sein Spitzname nicht nur seine Initialen bedeuten, sie stehen auch für seine Begabung, mit Deduktion und Intelligenz die Sachverhalte zu durchschauen. Long Beach ist nicht grade eine feine Gegend, deshalb sind seine Fälle auch meist Probleme der sogenannten kleinen Leute, für die IQ aber ein großes Herz hat. Da hilft er schon mal unentgeltlich. Aber seit Jahren treibt ihn der ungesühnte Unfalltod seines großen Bruders Marcus um. Als er auf einem Schrottplatz einen Wagen entdeckt, der dem Unfallwagen gleicht, findet er schnell Indizien, die nahelegen, dass Marcus vorsätzlich überfahren und ermordet wurde. Gleichzeitig bittet Marcus frühere Freundin Quintabe um Hilfe. Ihre jüngere Schwester, ein Junkie und spielsüchtig, steckt in großen Schwierigkeiten. Sie hat sich von den falschen Leuten Geld geborgt, das sie nicht zurückzahlen kann und versucht eine Gang mit gestohlenen Dokumenten zu erpressen. Jetzt hat sie nicht nur den Geldhai auf den Fersen, auch eine chinesischen Triade und das mexikanische Syndikat wollen ihr ans Leder.
IQ als Hauptfigur ist ein faszinierender Protagonist. Der Plot ist raffiniert, vielschichtig und – wie ich finde – sehr kompliziert aufgebaut. Wenn man nicht mit großer Konzentration liest, verliert man sich schnell in Nebensträngen und Rückblenden. Trotzdem bleibt die Spannung aber durch die ganze Geschichte erhalten.
Die Sprache ist knallhart, sehr lakonisch und brutal. Überhaupt beherrschen die Brutalität der Gangs und die ständigen Gewaltexplosionen das ganze Buch. Verstärkt wird das durch den rauen Unterweltslang. Ich hatte damit meine Schwierigkeiten, auch wenn bei Quintabe immer mal Ironie, sogar feiner Humor aufblitzt und seine Menschlichkeit ein Gegenpart zu seinen Ermittlungen und seiner Umgebung darstellt. Die abrupten Szenenwechsel bringen genau wie die Sprache sehr viel Tempo ins Buch. Ich könnte mir sehr gut einen Film mit diesem vorstellen, die viele Szenen ließen bei mir sofort ein Kopfkino abspulen.