Rezension

Brutal und aufwühlend

Pretty Girls
von Karin Slaughter

~~Inhalt:

März 1991. Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die eher halbherzig geführten Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern der Vermissten  werden je mit dem Verlust fertig.
Vierundzwanzig Jahre später: Claire ist glücklich mit Paul verheiratet, als dieser bei einem Raubüberfall vor ihren Augen erstochen wird. Kurz nach seiner Beerdigung findet sie auf seinem PC Filme. Ekelhaft, brutale Filme. Sind diese Filme wirklich echt? Stand Paul wirklich auf sowas? Wie gut kannte sie in wirklich? Claire will mehr darüber erfahren, aber wenn sie nicht mal der Polizei trauen kann, wem kann sie dann überhaupt noch trauen?

Meinung: 

Ich habe bereits die ersten fünf Bände der Grant County Reihe von Karin Slaughter gelesen, weshalb ich umso gespannter auf diesen Einzelband war.

Ihren Schreibstil finde ich, wie in den anderen Büchern schon, klasse. Flüssig, emotional, brutal und an den richtigen Stellen humorvoll.

Das Buch wird hauptsächlich aus der dritten Person erzählt, mal aus Claires Sicht, mal aus der Sicht ihrer Schwester Lydia. Immer wieder werden Tagebucheinträge von Julias Vater eingeflochten. Er schreibt direkt an seine verschwundene Tochter und beschreibt seine verzweifelte Suche nach ihr. Man bekommt einen guten Einblick wie schwer das Verschwinden die Familie getroffen hat und wie sie schließlich daran zerbrochen ist.

Die Tagebucheinträge sind schon sehr interessant und aufwühlend, trotzdem hatte ich nach dem starken Anfang mit dem Überfall und Claires Entdeckung mit ein-zwei Längen zu kämpfen.

Claire und Lydia haben mir als Hauptprotagonisten gut gefallen. Sie hatten ihre Stärken, aber definitiv auch ihre Ecken und Kanten. Durch all die Extreme, die die beiden schon erlebt haben, konnte ich mich trotzdem nicht wirklich in die beiden hineinversetzen. Wie es sich anfühlen muss, wenn die Schwester verschwindet kann ich nur erahnen und auch wie es ihre persönlichen Entscheidungen beeinflusst, übersteigt Gott sei Dank meine Vorstellungskraft.
Trotzdem konnte ich deren Handlungen gut nachvollziehen und ich hatte nie das Gefühl, dass sie unlogisch oder unbedacht handeln! Deswegen hat mich die leichte Distanz zu den beiden überhaupt nicht gestört.

Nach den erwähnten Längen, hat sich die Spannung aber nach und nach aufgebaut. Die Autorin hat noch einige Wendungen eingebaut, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe!

Auch an Brutalität und Grausamkeiten mangelt es nicht. Gerade die Bücher „Belladonna“ und „Dreh dich nicht um“ von Karin Slaughter waren auch teilweise ziemlich brutal, aber hier ging es mir echt an die Nieren und meine Schmerzgrenze war fast erreicht. Ich weiß nicht, ob es an dem speziellen Thema lag, aber ich konnte mir nicht wie sonst bei Thrillern einreden, dass es ja alles nur Fiktion ist.. In der Sitcom „Friends“ gibt es eine Szene in der Joey sein Buch in den Kühlschrank liest, weil er es so gruselig findet. An einer Stelle dieses Buches ist mir diese Szene wieder eingefallen und auf einmal konnte ich ihn gut verstehen :D

Die letzten Abschnitte habe ich bis 1:00 Uhr Montagmorgen gelesen, weil ich einfach wissen musste wie es weiter- bzw. ausgeht! Der Showdown war nochmal sehr spannend, das Ende hat mir gut gefallen und es bleiben keine Fragen offen.

Fazit:

Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Es hat mich gerade zum Schluss total gefesselt und ich konnte es wortwörtlich nicht mehr aus der Hand legen! Für Leser, die sich an blutigen und brutalen Szenen stören würde ich das Buch nicht empfehlen, für alle anderen gibt es eine klare Leseempfehlung! Mich hat das Buch auf jeden Fall nicht unberührt zurück gelassen!