Rezension

brutal und düster, wie im wahren Leben

Hool
von Philipp Winkler

Wut, Ekel, Unverständis... das ist der erste Eindruck, den Protagonist Heiko beim Leser hinterlässt.

Ein Schläger, der aus Spaß an der Freude andere verprügeln will.

Die Handlung ist brutal, die Sprache ist rotzig und dem gewalttätigen, abgestumpften Umfeld angepasst. Halbsätze dominieren die Dialoge ebenso wie „Slang“, der mir die Beteiligten nicht sympatischer macht.

Aber was steckt wirklich hinter dieser Lust am Hooligan Leben? Was für ein Mensch ist Heiko wirklich?

 

Winkler zeichnet ein komplexes Bild eines jungen Menschen, dem es im Leben an Führung und Rüchkhalt in seiner Familie fehlt. In Rückblicken erfährt man von einschneidenden Erlebnissen in Heikos Leben. Die Mutter hat die Familie im Stich gelassen. Der Vater verkümmert zusehends zuhause. Nur Heikos Schwester Manuela möchte die Familie zusammenhalten.

Doch Heiko fühlt sich nur bei den Hools angenommen. Er hat dort seinen Platz und glaubt dort noch mehr zu werden. Er möchte so etwas wie ein Anführer werden und anerkannt sein. Die Zuwendung, die er zuhause nicht bekommt ist ihm scheinbar in der Hooligan Truppe und an seinem Arbeitsplatz in einem Box Gym sicher. Aber ist das wirklich so?

 

Mein Eindruck:

Ich werde mit Heiko einfach nicht warm. Das kann an dem Erzählstil aus der Ich-Perspektive liegen oder aber an der verschlossenen Art, die er einfach nicht abschütteln kann. Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem selbstbewussten Schläger und dem unsicheren Heranwachsenden, der manches Mal den Mund nicht aufbekommt. Ich konnte Heiko auch nicht wirklich ins Herz sehen, obwohl er ja seine guten Seiten hat.

Das starre festhalten an seiner „Wahlfamilie“ und seinen fragwürdigen Freizeitaktivitäten lassen keine Entwicklung erkennen. Ich habe in keinster Weise das Gefühl, dass er aus den Dingen, die um ihn herum passieren irgend etwas lernt. Mir fehlt der entscheidende Wendepunkt obgleich mir bewusst ist, dass Winkler damit eher näher an der Realität des Lebens bleibt, als wenn er sich irgend ein schnulziges Ende ersonnen hätte. Apropos: Der Schluss ist für mich auch recht nichtssagend und es bleiben viele Fragen offen. Daher bleibe ich nach der Lektüre etwas ratlos zurück.

 

Fazit:

Dieses Buch zeigt einen Personenkreis auf, den es in all seiner aufgezeigten Brutalität gibt. Es wird dem Leser vor Augen geführt, dass eine zerrüttete Familie auf krumme Lebenswege führen kann und Menschen wie Heiko oft die falsche Abzweigung nehmen. Das Buch wirkt verstörend und düster, aber so ist das Leben manchmal. Daher gebe ich 4 Sterne für einen tollen Debütroman.