Rezension

Brutal und genial zugleich

Der Heimweg - Sebastian Fitzek

Der Heimweg
von Sebastian Fitzek

Wieder einmal hat Sebastian Fitzek es geschafft mit seinem neuesten Buch “Der Heimweg” einen weiteren Page-Turner zu schreiben. Ich musste das Buch nach so gut wie jedem Kapitel zuschlagen, tief durchatmen, weil es einfach so krass war, und gleich wieder aufschlagen, weil es zu spannend zum Weglegen! [TW: häusliche und sexuelle Gewalt, Suizid, Mord, Vergewaltigung] Ich lese ziemlich häufig Thriller und denke eigentlich, dass mich nicht mehr wirklich etwas schocken oder verstören kann. Ja, da lag ich hier wohl falsch. Dementsprechend meine Warnung: Es wird schon sehr explizit in der Gewaltdarstellung (physisch und psychisch).

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt: aus der von Jules und der von Klara. Am 29.11. spricht Jules am Begleittelefon mit Klara, die gerade panisch versucht vor dem “Kalender-Killer” zu flüchten. Normalerweise begleitet dieser Telefonservice lediglich Frauen nachts nach Hause, um ihnen im Dunkeln etwas mehr Sicherheit zu geben. Doch Klara erzählt Jules, dass ein Mann sie schon einmal überfallen hat und mit Blut ein Datum auf ihre Schlafzimmerwand malte: 30.11. - Klaras Todestag!

Wie immer gibt es für mich an Fitzeks Schreibstil absolut nichts auszusetzen. Ich war sofort in der Geschichte drin, seine Sprache ist so bildgewaltig und ich habe unentwegt mitgelitten. Viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger, sodass man gar nicht auf die Idee kommt eine Pause einzulegen. Ich habe bei manchen sogar richtige Gänsehaut bekommen, weil eine dieser schlimmen Vorahnungen wie dunkle Wolken über mich gezogen sind.

Nach und nach erfährt man mehr über Klara, über ihren Mann Martin, der sie auf brutalste Weise schlägt und demütigt, ihrer Vergangenheit und auch von dem Überfall des “Kalender-Killers”. Von Jules erfahren wir, dass er lediglich ausnahmsweise die Schicht seines besten Freundes beim Begleittelefon übernimmt und davor beim Notruf gearbeitet hat. Während des Telefonats versucht er ihr zu helfen und zu beruhigen, indem er die richtigen Worte benutzt und die richtigen Fragen stellt.

Je mehr ich gelesen habe, desto größer ist mein unbeschreiblicher Hass Martin gegenüber geworden und ich denke, dass Klaras Denkweisen und Handlungen als ein Opfer häuslicher und sexueller Gewalt sehr gut nachzuvollziehen sind. Zumindest stelle ich es mir so vor, aber da ich weder betroffen bin noch Betroffene persönlich kenne, kann ich das natürlich nicht so gut beurteilen.

Mit der Auflösung war ich sehr zufrieden und ich konnte alles nachvollziehen. Wenn ihr also Lust auf einen echt harten Thriller habt, seid ihr bei “Der Heimweg” richtig gelandet!