Rezension

Brutal und konstruiert

Blutgott - Veit Etzold

Blutgott
von Veit Etzold

Bewertet mit 4 Sternen

 

Wenn ein Autor Hochschulprofessor und Redner für Corporate Storytelling ist, zudem mit einer Rechtsmedizinerin verheiratet ist, kann man davon ausgehen, dass seine Bücher mit Hintergrundwissen gefüttert und strategisch raffiniert konstruiert sind. Ich kenne nur das vorliegende Buch, und ja, es ist konstruiert, nicht inspiriert. Es schockt durch brutalste Szenen, der Leser watet in Blut und zertrümmerten Knochen. Dazwischen gibt es viele Seiten der Langeweile.

 

Es handelt sich um den siebten Band rund um die Hauptkommissarin Clara Vidalis. Von einem brutalen Mord in einem IC an einem jungen Mädchen wird in der Einstiegsszene erzählt, und zwar so intensiv, dass der Leser sofort schaudernd ins Buch hineingezogen wird. Es bleibt in der Folge nicht bei diesem einen Mord, eine blutige Spur zieht sich durchs Land. Täter ist offenbar eine Gruppe Minderjähriger, strafunmündig, im Darknet auf satanische Weise angestachelt, sich selbst zu übertreffen.

 

Der Schreibstil gefällt mir in vielen Passagen, er ist witzig-bissig, geistreich, spritzig in den Dialogen. Dass der Autor auch bis ins letzte Detail intensiv beschreiben kann, beweist er allerdings leider nur in den brutalen Szenen. Und dabei geht er so weit, dass der Leser nur noch Ekel und tiefste Abscheu empfindet. Dann folgen wieder lange Passagen mit Diskussionen zwischen den Ermittlern, ohne Progredienz der Handlung. Viel Hintergrundwissen über die Tiefen und Untiefen des Internets, aber auch fraglich nützliches Wissen, wie zum Beispiel, woher der Name „Audi“ kommt und warum bei Leichen, die im Sitzen sterben, nach einiger Zeit der Kopf abfällt, füllen weitere Buchseiten. Leider bleiben auch die handelnden Personen allesamt konstruiert, psychologisch leer, Figuren, die vom Autor auf seinem Schachbrett der Grausamkeiten hin und her geschoben werden. Kann man lesen, muss man aber nicht.