Rezension

Buchbinden - Das Handwerk für zuhause

Handgebunden - Alben, Leporellos und Bücher selber machen -

Handgebunden - Alben, Leporellos und Bücher selber machen
von

Bewertet mit 4 Sternen

"Handgebunden - Alben, Leporellos und Bücher selber machen" vom London Centre for Book Arts ist für mich ein ganz besonderes Buch. Vielleicht nicht unbedingt auf den ersten Blick, denn hier fühlt man sich recht schnell überfordert. Sobald man allerdings mit dem Lesen beginnt, merkt man welche Idee hinter dem Aufbau und jedem einzelnen Kapitel steckt.

 

"Wir haben es [das Buch] mit der gleichen Philosophie geschrieben, mit der wir unser Atelier führen: einer Mischung aus Pragmatismus und Wertschätzung für die Tradition des Handwerks."

 

Das Besondere ist nämlich, dass das London Centre for Book Arts ein offenes Atelier ist, das von Künstlern geleitet wird, die sich der Buchherstellung und -gestaltung widmen. Dieses Buch enthält nun von ihnen 'entwickelte' vereinfachte klassische Buchbindungen für den Hausgebrauch. Daher ist es nicht nur einfach eine Anleitung, sondern auch ein Stück Persönlichkeit der Menschen, die hinter dem Atelier stecken. Nach einer kurzen Einleitung folgt ein Blick in die Buchbinderei selbst mit ihrer Werkbank und den einzelnen Hilfsgeräten. Da die Anschaffung für den Hausgebrauch etwas schwierig ist, gibt es nachfolgend eine Auflistung und Vorstellung von Werkzeugen, die teilweise auch zur Werkzeugsammlung eines Buchbinders gehören, aber eben auch für zuhause ausreichen. Sie geben dem Leser sogar eine Liste empfohlener Bezugsquellen mit an die Hand, sodass selbst die Anschaffung hiermit für den Laien einfach und effektiv ist. Auch die Materialien, die wichtigsten Informationen zum Papier sowie Laufrichtung und einzelne Techniken werden kurz vorgestellt, bevor es zu der eigentlichen Arbeit, dem Binden geht. Hier unterscheidet man dann Broschuren, Leporellos, Blockheftungen, schmale Festeinbände, Einbände mit offenem Rücken und mehrlagige Festeinbände voneinander.  Auch hier gibt es jeweils eine genaue Auflistung der verwendeten Materialien sowie eine bildliche und textliche Schritt für Schritt Anleitung. 

"Wir verstehen Buchkunst als Sammelbegriff, der die Idee oder Form des Buches in den Mittelpunkt stellt, aber auch viele verschiedene Ansätze verfolgen kann. Einfach ausgedrückt ist es die Arbeit eines Künstlers, der die Form und das Konzept des Buches [...] bewusst nutzt."

 

Und genau das merkt man auch in diesem Buch. Für mich hat es in dieser Form wirklich einen Mehrwert, da man einfach und sicher an die Thematik herangeführt wird. Zwar habe ich auch beruflich viel mit Papier und Bindungen zu tun, Laufrichtung, Leporellos und Falze sind für mich nichts sonderlich neues, dennoch sehe ich dies als eine großartige Sammlung an einfachen Möglichkeiten. Meine Bachelorarbeit habe ich damals noch von einer Buchbinderei fadenheften lassen, hiermit würde ich mir das sogar selbst zutrauen.
Auch optisch und haptisch ist dieses Buch wirklich gut durchdacht. Das Papiervolumen macht es wertig und der Einband aufgrund seiner verschiedenen Materialien und Haptik macht neugierig auf den Inhalt und das Handwerk als solches. Was ich allerdings ein bisschen vermisse ist das Drumherum - verschiedene Buchbindereien, das Handwerk, vielleicht etwas geschichtliche Entwicklung, Bücher, Highlights ... Es ist eben sehr straight als Anleitung zu verstehen, aber in diesem Punkt mehr als hilfreich.