Rezension

Buchhändler ist ein abwechslungsreicher Job

Tagebuch eines Buchhändlers - Shaun Bythell

Tagebuch eines Buchhändlers
von Shaun Bythell

Bewertet mit 4 Sternen

Er war gerade mal 18 Jahre alt, als er mit einem Freund durch die Straßen seines Heimatortes schlenderte. Der liegt in Schottland, im Geloway Forest und heißt Wigtown. Zu dem Zeitpunkt fiel ihm der Buchladen zum ersten Mal auf und er war der festen Überzeugung, dass der Laden kein Jahr überstehen würde. 12 Jahre später fuhr er zu Weihnachten wieder einmal nach Hause und ging in den Laden. Er kam mit dem Inhaber ins Gespräch und kein Jahr später war er selbst der Besitzer der Buchhandlung.

 

So schnell kann es gehen. Was vor vielen Jahren noch undenkbar war, das ist jetzt der Lebensinhalt von Shaun Bythell. Er ist mit Leib und Seele Buchhändler und begann schon rasch nach dem Einzug ins „Bücherhaus“ mit dem Schreiben eines Tagebuchs. Hier notierte er besondere Ereignisse seines Berufslebens. Dazu gehörte etwa wie seltsam sich einige Kunden verhalten oder was er beim Ankauf alter Bücher erlebte. Auch sein Privatleben fand hin und wieder Beachtung. Die Eigenarten der Mitarbeiter, welche im Laufe der Jahre immer mal wieder wechselten, ebenfalls. Irgendwann einmal wollte Shaun das Tagebuch als Erstlingswerk veröffentlichen und voilà, es ist ihm gelungen.

 

Das Buch beginnt an einem Mittwoch, und zwar am 05. Februar. Auf Jahreszahlen verzichtete der Autor. Er schreibt von Nicki, der schwierigen aber äußerst zuverlässigen Aushilfe, die als Zeugin Jehovas streng gläubig ist. Seine Freundin heißt Anna. Sie ist US-Amerikanerin und recht erfolgreiche Autorin. Mittlerweile ist er mehr oder weniger stolzer Besitzer von 100.000 Büchern, die auf mehreren Etagen verteilt sind.

 

George Orwells Buch „Erinnerungen an eine Buchhandlung“ wird in dem Tagebuch eines Buchhändlers häufig erwähnt und am Beginn eines Monats gibt es ein Zitat daraus. Die Bücher kauft er aus Nachlässen oder Geschäftsaufgaben an und veräußert sie im Laden oder im Internet. Ja, auch bei Amazon bietet er seine Bücher an und der Grund dafür ist durchaus nachvollziehbar.

 

Bei Büchern aus Nachlässen ist er stets berührt. Erfährt er dabei doch viel aus dem Leben der Vorbesitzer und das ist nicht immer schön. Die Aufzeichnungen des Tagebuchs gehen über ein Jahr und der Beginn war 2014. Am Anfang sehen die Zahl der Bestellungen im Internet und der Bücher, die er fand. Nach dem Eintrag gibt es die Höhe der Einnahmen sowie die Anzahl der Kunden zu lesen. Einiges änderte sich nach 2014 aber die Buchhandlung gibt es immer noch.

 

Das Buch gefiel mir. Es ist humorvoll und abwechslungsreich geschrieben. Halt so, wie ich mir das Leben eines Buchhändlers auch vorstelle. Die Sprache ist einfach und die Handlung lässt sich jederzeit problemlos nachvollziehen. Das liegt mit Sicherheit auch an der guten Übersetzung von Mechthild Barth. Das Cover ist ein Augenschmaus. Also, ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung.