Rezension

Bücher sind nichts für Feiglinge

Südlichter - Nina George

Südlichter
von Nina George

Bewertet mit 5 Sternen

Eine wunderbare Geschichte über Lesen, Liebe und Menschen.

Monsieur Perdus literarische Reiseapotheke beinhaltet so einige vielseitige Heilmittel. Unter anderem auch „Südlichter“ von Sanary. Der Roman, der Monsieur Perdu besonders am Herzen liegt. Jetzt lässt Nina George den erfundenen Roman Wirklichkeit werden. Der Roman im Roman beginnt dabei mit einer unvorhergesehenen und nicht geplanten Begebenheit. Die Liebe wird für das kleine Mädchen Marie-Jeanne sichtbar. Warum gerade Marie-Jeanne? Vielleicht hat es mit einer besonderen Konstellation von Begebenheiten zu tun, jedenfalls kann sie von da auch erkennen, welche Menschen füreinander bestimmt sind.

Markus Zusak hat uns beigebracht, dass auch der Tod erzählen kann, Nina George lässt die Liebe oder besser der Liebe erzählen. Darüber hinaus ist der Tod bei ihr weiblich – eine Todin also. So, wie es in der französischen Sprache eben üblich ist. Die Geschichte, die Nina George Sanary in die Feder legt, hat einen unglaublich poetischen Ton und liest sich dadurch umso intensiver. Dabei war bereits die Wahl des Pseudonyms Sanary für „Das Lavendelzimmer“ ein sprechender Autorenname. Schließlich nimmt Nina George damit auf den Ort Sanary-sur-Mer in der Provence Bezug, der vielen Schriftstellern im Zweiten Weltkrieg als Exil diente. Dadurch kommt Sanary in „Südlichter“ eine doppelte Bedeutung zu. Einmal als Ort der Zuflucht und einmal als Autor, der das Buch geschrieben hat, das Monsieur Perdu Zuflucht und Inspiration, eine literarische Reiseapotheke einzurichten, bietet.

Während Nordlichter vorrangig mit Kälte und Dunkelheit verbunden werden, denkt man bei Südlichtern eher an das gelb-goldene Licht der untergehenden Sonne, etwa über einem Lavendelfeld in der Provence. Diese Wärme, die das Licht verströmt, findet sich auch im Text wieder und man versteht beim Lesen, warum Monsieur Perdu diese Geschichte so sehr schätzt. Zwischendurch gibt es immer wieder Einschübe, die durch Fingerzeige gekennzeichnet sind und die Erläuterungen und Hintergrundinformationen zum gerade Erzählten enthalten. Obwohl auf diese Weise die eigentliche Geschichte unterbrochen wird, wird der Lesefluss allerdings trotzdem nicht gestört. Im Gegenteil: Dadurch, dass der Erzählton so ruhig und poetisch ist, entsteht somit eher eine lebendige Erzählsituation, bei der die Liebe dem Leser genau gegenüber sitzt und „Südlichter“ erzählt.