Rezension

Büßt leider an Atmosphäre ein

Hex Files - Wilde Hexen - Helen Harper

Hex Files - Wilde Hexen
von Helen Harper

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der erste Band der „Hex Files“ war für mich eine echte Überraschung, denn nur anhand von Klappentext und Cover hätte ich wohl nicht zugegriffen. Gut, dass es Buch-Communities wie die Lesejury gibt, wo viele begeisterte LeserInnen ihre Meinung kundgetan haben. Einmal angelesen und einmal angefixt, war für mich völlig klar, dass ich auch in „Wilde Hexen“, also Band 2 reinlesen würde.

Überraschenderweise ist es mir aber eher schwer gefallen, wieder reinzukommen. Das Inhaltliche habe ich mir schnell wieder zusammenreimen können, aber irgendwie wollte die entsprechende Lesestimmung nicht aufkommen. Es war fürchterlich zäh zu Beginn, obwohl vom Papier her ja alle Zutaten da waren, die es schon in Band 1 gab. Erst als der Wettbewerb für die Serie „Verwünscht“ tatsächlich losgeht, hat mich die Geschichte packen können, denn endlich hatte ich das Gefühl, in den inhaltlichen Absicht dieser Handlung eingefunden zu haben und zum anderen ist es endlich wieder richtig magisch geworden. Zuvor war doch fleißig mit Runen etc. gegeizt worden.

Neben dem lustigen Element, wie sich Ivy in dem Wettbewerb schlägt und wie sie für die Ermittlungen auch mal einsteckt, ist auch der dargelegte Kriminalfall immer spannender geworden, weil man natürlich seine eigenen Vermutungen angestellt hat. Die letztliche Auflösung hat mich sogar echt überrascht. Es war zwar wirklich ein Abseitskandidat, wer diesen auf dem Schirm hatte, Hut ab und dennoch wurde es logisch völlig schlüssig eingearbeitet, weswegen ich mit diesem Überraschungseffekt sehr gut leben konnte.

Dennoch bleibt neben diesen positiven Entwicklungen auch ein großer Wehmutstropfen und das ist das Miteinander von Ivy und Raphael. Der erste Band hat von diesem Hin und Her zwischen den beiden, dem Geplänkel und den spöttischen Kommentaren gelebt. Natürlich war klar, dass sich dahinter eine gewisse Anziehung verbirgt und dementsprechend ist natürlich auch klar, dass die beiden irgendwann zueinander finden würden, aber diesmal war Ivy in ihrer Schwärmerei für Raphael furchtbar kindisch. Dann kam hinzu, dass er eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hat, gerade im ersten Drittel tauchte er nur am Rande auf. Ich hätte mir mehr gewünscht, mehr alles zwischen den beiden, aber vor allem eine tolle Fortsetzung ihrer gemeinsamen Geschichte. Wie Ivy hier teilweise von Zweifeln zu Liebeserklärungen umschweift, war mir too much. „Hex Files“ will sicherlich keine Geschichte sein, die man bierernst nehmen darf, aber das wirkte beziehungstechnisch dennoch oberflächlich durch den Kakao gezogen. Das hat mir das Leseerlebnis doch etwas verhagelt.

Fazit: Für mich war in „Wilde Hexen“ leider etwas wenig von der Stimmung da, die der erste Band noch erzeugen konnte. Ich kam schwer in die Erzählung rein, weil wenig Raphael und Ivy, wie ich sie in Erinnerung hatte und weil wenig Magie. Der Kriminalfall funktioniert zwar gut und spannend, aber das Herzstück sind doch andere Aspekte und die waren diesmal weniger überzeugend.