Rezension

Buffy meets 5 Freunde

Todeskonzert - Peter Schünemann

Todeskonzert
von Peter Schünemann

Bewertet mit 4 Sternen

„Verfluchte Gören!“

Das 60 Seiten Bändchen aus dem TextLustVerlag enthält eine Geschichte die 54 Seiten davon belegt, unterteilt in Prolog und 10 Kapitel. Also round about 5 Seiten pro Kapitel. Perfekt, wenn ich das mal so sagen darf, für das Rühren am Kochtopf, die Zigarette am Fenster, die berühmte Klolektüre(!) und andere wenige Minuten zwischendurch. Handlich praktisch klein und dünn, wenn ich eine Handtasche hätte, würde es sogar da rein passen. Die Folgebändchen zu dieser Serie werde ich gerne ebenfalls lesen, IHR hingegen bekommt gleich 3 von uns als Rezi kredenzt - ganz unabhängig von einander! Das macht es schön spannend und ihr könnt euch ein umfassendes Bild machen. Aber jetzt direkt ins Buch.

Ich gebe gern zu, ich kenne kaum einen Schüler heutzutage der noch ‚Penne‘ statt Schule oder ‚Pauker‘ statt Lehrer sagt. Das war sogar zu meiner Zeit schon irgendwie out. Aber vielleicht komme ich nur aus der falschen Ecke, denn in Sahlburg, am Benedikt/ Benedict-Thurm-Gymnasium rennt Protagonistin Anne mit nem brandaktuellen Netbook in der Schultasche herum, falls man mal gerade etwas nachschlagen muss oder eben, wie Anne, an einem Fan-Magazine als jugendliche Redakteurin mitarbeiten muss. In ihrer Freizeit ist die Gute sehr belesen, interessiert sich für Horror und Mystery sowie Altdeutsch. In der Schule ist sie jedoch eher ein „Besprechungsfall“. Im Gegensatz zu Tom (Thomas), das kleine Genie mit fast (!) fotografischem Gedächtnis, der neben dem Buch über Raumfahrt und der Regenjacke im Tornister ganze Stadt- und Baupläne auswendig kennt. Die dritte im Bunde ist Sarah, Sportskanone - hat Dienstags und Donnerstags Karatetraining und eher… nun ja wenig in der Tasche.

„Würden Sie die Gütöh 'aben
die Überrest' von die Vorfahren
an die Tageslicht zu befördern?“

Die Drei haben normalerweise nichts miteinander zu tun. Es eint sie lediglich das Außenseiter sein, weshalb sie auch zu Beginn des Bändchens während einer Projektarbeitswoche in einer Gruppe landen. Tom wollte ursprünglich in eine Musik-Gruppe mit einem keltischen Thema, aber ausgerechnet in dem Fach sitzt er auf seiner 3 fest, da er nicht mal einen Baum vortanzen kann. Sarah landet dort, da sie anscheinend sich zu Tom hingezogen fühlt und hofft, egal was er tut, ihm dort näher kommen zu können. Und Anne… nun ist eben Blöthie. Schnell ist der Einstieg in die Handlung erklärt: Die drei kommen zu keiner Aufgabe, sie müssen den Keller ausmisten gehen mit dem Vertretungshausmeister.

Zu Anfang dachte ich noch, dass der Titel wirklich viel zu dramatisch daher kommt. Aber nach dem Genüßchen des Büchleins passt er hervorragend. Allerdings gibt es jetzt beim Cover an sich nicht so viel zu loben, denn wir haben Noten und ein Klavier… keine große Überraschung bei einem Konzert. Tatsächlich erfährt der Leser gleich zu Anfang was es damit auf sich hat. Tom schwärmt für ein begabtes Nachwuchstalent in Sachen Klavierspielerin und verehrt ihr anonym ein kleines unscheinbares Heftchen, welches er im Keller der Schule gefunden hat. Doch das junge Mädchen wird vom ’Seelentrinker’ bedroht, kaum, dass sie sich die Noten heran zieht und spielt.
Die Drei Schüler kommen nun auf die Idee, das da irgendetwas nicht stimmt und versuchen über Annes Horror-Fan-Homepage und ihre private Sammlung an kuriosen Büchern - darunter das ‚de Vaer Grimorium‘ - dieser unheimlichen Dämon/- Teufelsangelegenheit auf die Schliche zu kommen. Und jeder von ihnen trägt dazu sein Scherflein bei, dieses fiese miese Ding wieder dorthin zu schicken wo es hergekommen ist.
 

„Wenn es den Teufel gibt,
muss es dann auch Gott geben?“

Die drei schließen Freundschaft und stellen sich darauf ein, dass das noch nicht alles war in Sahlburg. Und so beschließt Anne Karate zu lernen und den anderen beiden ihren Blog näher zu bringen, damit sie alle sich ein bisschen vorbereiten. Außerdem beschließen sie es niemandem zu erzählen. Fehlt also nur noch ein Mentor und die drei können ganz ’Sunnydale’ like ein bisschen: Buffy nacheifern. Ja, wirklich ab und an dachte ich: Och, je nachdem wer noch dazu kommt, vielleicht ein Hund? - haben wir hier doch so eine ‚5 Freunde‘ Atmosphäre. Aber durch den eindeutig mystischen Touch zieht’s mich zum Vergleich doch zu Buffy. Zumal die Aufteilung auch irgendwie passt. Da Anne deutlich lauter ist als die anderen beiden. Sarah fiel mir sogar bis zum letzten Moment kaum auf, so dass ich mich schon fragte, weshalb sie überhaupt involviert ist! Und wie üblich bei solchen Konstellationen dachte ich sofort daran, ob Sarah und Tom ein niedliches Paar abgeben würden oder eher Tom und Anne. Ganz bezaubernd wäre auch ein: Anne und Sarah!

 

Fazit:

Eine sehr solide Geschichte mit nicht nur offenem Ende sondern ganz klar dem Anspruch: Hier geht es weiter! So zumindest mein erster Eindruck.
Der leider nicht stimmt. Wie ihr anhand von Nanas Rezi sehen könnt, geht es im zweiten Band der Serie zwar in Sahlburg am B-T-Gymnasium weiter, aber mit Schüler Jan. Erst im übernächsten Teil kommt diese Truppe wieder! Was daran liegt, dass Autoren Peter Schnünemann sowie Ben B. Black abwechselnd diese Bändchen schreiben.
Schünemann überraschte mich ein wenig mit dem gefühlten ‚Clash of Times’ durch die verwendeten Worte und den Gebrauch von moderner Technik. Passt aber gut, ich zumindest konnte dem Sympathie abgewinnen. Andere Dinge konnte ich eher weniger nachvollziehen. Zum Beispiel haben wir früher immer gesagt: „Lass ma in die Bib gehen.“ nicht in die „Bibo“ (gemeint ist hier die Bibliothek). Liegt aber sicher an der Bundesland-Differenz. Auch konnte mich das Konzept der Schule nicht begeistern, in der die talentiertesten Schüler in einem Jahrgang in Klasse ‚A‘ gesteckt werden und die anderen absteigend in die Parallelklassen. So etwas gab es bei uns auch nicht, gibt es so etwas heute? Ebenfalls befremdlich ‚Sahlburg‘ es scheint eine erfundene Stadt zu sein, jedenfalls ergibt meine (zugegeben) oberflächige Recherche nur Treffer auf Saalburgs in Hessen, Thüringen oder Taunus. Es liegt nahe, dass der biografische Hintergrund Schünemanns eher auf Thüringen deuten könnte.

Aber bevor man sich verrennt und mutmaßt, hat der Autor praktischerweise seinen Homepagelink mit drin stehen, dort wird erwähnt, dass als Vorlage für ‚Saalburg/ Sahlburg‘ (ich glaub‘ er ist sich da manchmal nicht so sicher) seine Wohnstatt Halle an der Saale dient. Ich war selber noch nicht dort, scheint aber ein schönes Örtchen zu sein. Welche der Schulen jedoch Pate stand für das hier erwähnte, gestiftete Gymnasium kann ich nicht ohne Nachfragen abschätzen. Dafür fehlte es inhaltlich an weiteren Angaben. Obwohl vielleicht gibt’s ja wirklich eine Kirche in 200 Schritt nördlicher Entfernung zu einem Gymnasium. Falls das jemand weiß, bitte melden.

Kurz und gut: Empfehlenswert!