Rezension

Bukowski hätte es gefallen

Notes on a Dirty Old Man - Frank Schäfer

Notes on a Dirty Old Man
von Frank Schäfer

Bewertet mit 5 Sternen

Ein kleines, aber großartiges Buch über den Skandalautor, das derart neugierig macht, dass man am liebsten alles seine Werke stehenden Fußes erwerben und lesen möchte.

Man muss kein Charles-Bukowski-Fan sein, um von dieser Biografie, die eigentlich gar keine ist, begeistert zu sein. Es kann jedoch passieren, dass man es wird.

Eine Bemerkung vorab zur Ausstattung des Büchleins: Format, Cover, Titel, die Fotos im Innenteil - alles ist so stimmig, dass es wirklich eine Freude ist, es in Händen zu halten.

Bukowski auf dem Cover, bekleidet mit einem T-Shirt mit Bukowski, ein Titel, der eine enge Verbindung aufbaut zu seiner Kolumnensammlung „Notes of a dirty old man“ - man weiß, um wen es gehen wird. Und doch wird man noch positiv überrascht. Denn obgleich Bukowskis Lebensweg kein langweiliger war, hat Autor Frank Schäfer hier darauf verzichtet, ihn chronologisch und detailliert nachzuvollziehen. Anstatt dessen hat er zu jedem Buchstaben des Alphabets Stichworte herausgesucht, die eine Verknüpfung zu Bukowski herstellen. Das gelingt auf großartige Weise abwechslungsreich. Beeindruckend ist ebenfalls die Tiefe, mit der der Autor ausgelotet wird, die Fachkenntnis, die Recherchearbeit, die sich hinter dem Buch verbirgt, immer wieder bereichert mit Zitaten und Anekdoten, so dass alles wunderbar leicht daherkommt. Seine Zeit, die Kultur dieser Zeit, die er maßgeblich mitgestaltet hat, transportiert sich beinahe selbstläufig.

Keineswegs wird immer wohlwollend verfahren. Teilweise setzt sich Schäfer sehr kritisch mit Bukowski auseinander. Doch auch das hilft, diesen „Porträtist(en) des trivialen Lebens“ ein Stück weiter zu verstehen, sich weiter zu interessieren für den, der „gegen die hohe Literatur rebelliert“ und „nicht mehr und nicht weniger als eine plebejische Literatur propagiert“.

„Man muss einen Autor schon genau kennen, um seinen Wert wirklich schätzen zu lernen. Und man lernt den Autor nur genau kennen, wenn man ihn schätzt.“ Genau diese Einstellung ist hier deutlich zu spüren, und auch, dass sie der Grund dafür ist, dass das Buch so wahrhaftig und spannend geraten ist.