Rezension

Bye Batman, Hello Kitty

Catwoman - Diebin von Gotham City - Sarah J. Maas

Catwoman - Diebin von Gotham City
von Sarah J. Maas

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich war skeptisch bei „Catwoman – Diebin von Gotham City“. Es ist der zweite (aber eigenständige) Teil der vierbändigen DC Icons-Reihe, für die Geschichten verschiedener Superhelden von unterschiedlichen Autoren interpretiert werden. Das erste Buch („Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen“ aus der Feder von Leigh Bardugo) fand ich eher mittelmäßig. Auch meine einzige Begegnung mit Catwoman – in Form des Filmes mit Halle Berry 2004 – war eine recht langweilige Angelegenheit.

Dass in der Figur jede Menge Potenzial steckt, ahnte wohl Sarah J. Maas, für die Catwoman ein Herzensprojekt war, wie im Nachwort zu erfahren ist. Gerade die Ambivalenz von Selina Kyle – die Person hinter der Katzenmaske -, die Tatsache, dass man sie nicht eindeutig der guten oder bösen Seite zurechnen kann, macht sie spannend. Und so entpuppte sich Catwoman, die neben Überfliegern wie Batman, Wonderwoman oder Superman eher eine Nebenfigur im DC-Universum ist, für mich als echte Überraschung. Sarah J. Maas hat eine saucoole, gewiefte, intelligente, vielschichtige Catwoman erschaffen, die mich begeistert hat.

Handlung: Selina Kyle lebt zusammen mit ihrer schwerkranken, jüngeren Schwester Maggie in einem Ghetto in Gotham und verdient den Unterhalt für sich und Maggie mit brutalen, illegalen Wettkämpfen. Aus Gründen, die nicht gespoilert werden sollen, taucht Selina unter, sorgt aber dafür, dass Maggie gut versorgt ist. Zwei Jahre später kehrt sie als Holly Vanderhees und angebliche Millionenerbin nach Gotham zurück, wo sie die feine Gesellschaft an der Nase herumführt und heimlich die Tresore der Stadt plündert. Da Batman auf Dienstreise ist (und erst im nächsten Teil der Serie seinen Auftritt hat), muss ihn Batwing, alias Luke Fox, vertreten. Der ist damit leicht überfordert, zumal er sich einer wachsenden Schar von Schurken gegenüber sieht, die vom Chaos auf den Plan gerufen wird.

Das Buch ist insofern ungewöhnlich, als sich die Autorin echte Mühe macht, die Motivationen von Batwing, Selina und jeder noch so kleinen Nebenfigur plausibel zu erklären, ohne dabei vom Spannungsbogen abzudriften. Geschickt, aber mit viel künstlerischer Freiheit, bindet Sarah Maas Motive und Figuren aus der DC-Welt ein. Die al Ghul Familie hat einen Auftritt, Poison Ivy, der Joker, die durchgeknallte Harley Quinn. Dabei lässt die Abwesenheit von Batman viel Raum für erfrischende Anarchie. Böse Mädchen, fiese Ganster, Raubzüge, Kämpfe – das alles ist nur möglich, weil der übermächtige Superheld fehlt und sich die Schattenszene eine Weile austoben kann.

Und das ist nicht nur verdammt cool, sondern echt amüsant. Dass Holly-Selina-Catwoman und Luke-Batwing Tür an Tür wohnen, ohne zu wissen, wer der jeweils andere in Wahrheit ist, ist allein schon ein netter Gag. Aber auch die Dialoge sprühen vor Witz:

„Warum das Katzenzeug?“
„Warum das Fledermauszeug?“
Erwischt. „Das war Teil eines größeren Themas.“
„Das Thema… deines Kollegen, nehme ich an.“ (S. 279)

Die gesamte Reihe scheint außerdem kräftig an der Vorherrschaft weißer, heterosexueller Charaktere im Jugendbuch zu rütteln, was natürlich auch den Comics zu verdanken ist. „Catwoman“ ist extrem vielfältig. Ein schwarzer Protagonist (Luke Fox), eine bisexuelle Harley Quinn. Und Poison Ivy, lesbisch und herzerweichend großartig in ihrer Rolle als fanatische Umweltaktivistin.

Liebesszenen sind trotzdem kaum vorhanden. Was gerade für Sarah J. Maas eher ungewöhnlich, aber eine richtige Entscheidung ist. Eine dominante Lovestory hätte hier nicht gut gepasst. Neben vielen toll inszenierten Actionszenen, wird den Beziehungen bzw. Freundschaften bestimmter Figuren Aufmerksamkeit geschenkt. Da geht es auch um Deutungsgrenzen der Begriffe „gut“ und „böse“ – was dem Ganzen durchaus eine gewisse Tiefe verleiht.

Die Geschichte selbst ist von vorne bis hinten schlüssig und spannend mit kleinen Längen im letzten Drittel, weil der Leser erst spät Selinas Motive für ihre Raubzüge erfährt und – zumindest ich – diesbezüglich irgendwann ungeduldig wurde. Dafür wurde ich mit einem nervenaufreibenden Finale belohnt, bei dem ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Fazit: Fabelhaft! Sarah J. Maas präsentiert eine actionreiche, spannende Interpretation von Catwoman, die sie mit viel Humor und Feingefühl für die Figur erzählt. Nicht zuletzt ist das Buch eine hervorragende Ausgangsbasis für den nächsten Teil der Reihe .. Batman!

https://kathrineverdeen.de/

Kommentare

wandagreen kommentierte am 08. Dezember 2019 um 18:48

Ah, ich glaube nicht, dass ich das mögen könnte - aber schöne Rezi - und kann hervorragend funktionieren, das Buch. Für Kinder ;-)