Rezension

Camilla ist der Star!

Ein Dackel trägt Prada -

Ein Dackel trägt Prada
von Stefanie London

Bewertet mit 4.5 Sternen

So ein herziger Read!

Hier hatte ich mich voll und ganz auf meine Intuition - und das niedliche Cover - verlassen: ein süßer Hund vor der Kulisse einer meiner Lieblingsstädte, New York City … diese Story musste ich lesen, keine Frage!

Ironischerweise habe ich im Nachhinein ausgerechnet am Cover einen kleinen Kritikpunkt anzubringen. Optisch: top, doch was den Bezug auf den Romaninhalt betrifft: fehlerhaft. - Der tierische Star der Handlung ist ein Langhaardackel, kein Kurzhaardackel (wie abgebildet); nicht einmal die Farbe des Fells ist korrekt abgestimmt. So geht’s aber nicht, begehrt die Hundemama in mir auf, Dackel ist schließlich nicht gleich Dackel! Die hundebegeisterte Autorin wird mir diese Anmerkung gewiss nicht verübeln, zeigen mir doch ihre Widmung ("Für all die Hunde, die einen besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen haben […]") sowie die außerordentlich intensive Zeichnung von Camillas Charakter, dass ihr Herz voller Liebe für alle Fellnasen ist und dass sie sehr wohl um deren individuelle Unterschiede weiß.

Zu den Figuren:

Theo meidet andere Menschen. Gut möglich, dass viele Celebrities unseres realen Lebens seine Einstellung im Hinblick auf neue Bekanntschaften teilen bzw. ähnliche Erfahrungen gemacht haben - wenn man im Rampenlicht steht (ob gewollt oder nicht), muss man leider stets auf der Hut sein. Private Informationen landen ruck, zuck in der Presse, wenn man den falschen Personen vertraut. Ich stelle mir das auf Dauer unheimlich ermüdend und frustrierend vor, sich bei jedem Menschen fragen zu müssen: 'Interessierst du dich wirklich für MICH - oder nur für meinen Namen, mein Image, meine Connections, mein Geld … kurzum: für den Nutzen, den du aus mir ziehen kannst?' Theos abwehrende Haltung konnte ich daher absolut nachvollziehen. Jedes Mal, wenn er "überhaupt nur in Erwägung zog, einer Person außerhalb seiner Familie zu vertrauen, wurde er hintergangen. Die Aussicht auf fünf Minuten Ruhm […] für eine skandalöse Story war immer reizvoller als Theo selbst. Er hatte diese Lektion mehrfach lernen müssen. […] Isla mochte Sonnenschein und Licht sein, aber das bedeutete nicht, dass er ihr vertrauen konnte."

Isla, die sich rührend um ihre jüngere Schwester kümmert und alles daran setzt, deren Traum von einer Karriere als Balletttänzerin wahr werden zu lassen, war mir total sympathisch. Mal ganz abgesehen davon, dass sie in meinen Augen völlig zu Unrecht ins berufliche Abseits geraten war, fand ich ihre optimistische Lebenseinstellung bewundernswert.

Mein Highlight war natürlich Camilla! Die kleine willensstarke, exzentrisch-dominante Dackeldame trauert um ihr Frauchen. Da nützt auch all der Luxus nichts. Es las sich soooo goldig, wie sie nach und nach langsam wieder Vertrauen in ihr Umfeld fasste!

Stefanie London schreibt herrlich peppig - humorvoll, lebensnah, ausdrucksstark; insbesondere Camillas Eskapaden haben mich köstlich amüsiert. Die romantische Annäherung zwischen den zwei menschlichen Hauptfiguren empfand ich als ganz okay, auf jeden Fall überzeugend, aber von diesem Werk wird mir nun mal vor allem das entzückende Dackelchen in Erinnerung bleiben. Und: Ich habe obendrein etwas gelernt, nämlich die PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) für die Behandlung von Muskel- und Gelenkverletzungen.

Fazit: 4.5 Sterne
Wer unterhaltsame, moderne Liebesromane inklusive tierischer Protagonisten mag, wird diese Geschichte lieben!