Rezension

Canterbury Tales auf Amerikanisch

Die Canterbury Schwestern - Kim Wright

Die Canterbury Schwestern
von Kim Wright

Bewertet mit 4 Sternen

Am Anfang des Buches war ich etwas irritiert, denn durch den Titel, und den Bezug des Buches auf die "Canterbury Tales" hat ich ein durch und durch englisches Buch erwartet, doch die Handlung beginnt in den USA und später stellt sich heraus, dass die Gruppe, die nach Canterbury pilgert, nur aus Amerikanerinnen besteht – bis auf die Reiseleiterin. Ein Blick in die Umschlagklappe hat meine Befürchtungen bestätigt: die Autorin ist Amerikanerin…

Das Leben von Che wird innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt: ihre Mutter stirbt und hinterlässt den Wunsch, dass Che ihre Asche in Canterbury verstreut und kurz darauf macht Ches Freund mit ihr Schluss. Sie organisiert also eine kultivierte private Pilgertour mit eigener Reiseleiterin, die aber plötzlich krank wird, so dass sie sich einer amerikanischen Frauengruppe anschließt. Ganz im Sinne der "Canterbury Tales" soll jede Teilnehmerin auf dem Weg eine Geschichte über die Liebe erzählen; ob wahr oder erfunden, spielt keine Rolle.

Die Frauen sind zwar alle sehr verschieden, aber selbst in dieser Gruppe bleibt Che lange eine Außenseiterin. Ständig verliert sie etwas oder ihr passiert etwas und sie scheint die einzige zu sein, die bis zum Schluss nicht weiß, was sie erzählen soll.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich in das Buch hineingefunden habe, da es mir am Anfang tatsächlich zu "amerikanisch" war und es zu sehr um Ches Leben und ihre Gedanken geht, wobei Che nicht einmal eine besonders sympathische Protagonistin ist. Auch die anderen Frauen werden von der Autorin erst einmal nicht sehr wohlwollend beschrieben und die erste Geschichte, die erzählt wird, hat mich auch nicht mitgerissen, so dass ich überlegt habe, ob es sich überhaupt lohnt weiterzulesen. Doch plötzlich hat sich eine Gruppendynamik entwickelt, die Geschichten wurden interessanter und haben mich zum Mitdenken angeregt und die Atmosphäre hat mir gefallen. Am Ende wird vieles klar, vor allem für Che, und ich habe angefangen, sie zu verstehen und zu mögen und hätte eigentlich gerne noch weitergelesen…