Rezension

„Caraval – Es ist nur ein Spiel“ ist ein empfehlenswertes Jugendbuch mit einem grandiosen Szenario, das über die nicht schmackhaften Kritikpunkte hinwegtäuschen kann.

Caraval - Stephanie Garber

Caraval
von Stephanie Garber

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Kaum ein Buch war in den letzten Jahren auf Bookstagram so hochgejubelt wie „Caraval – Es ist nur ein Spiel“ von Stephanie Garber. Es begeisterte die gesamte Leserschaft und seine Filmrechte wurden sofort verkauft. Die Grundidee von einem Spiel, welches Wirklichkeit und Illusion mit- und ineinander verweben lässt, konnte mich schon im Vornherein begeistern und deswegen bin ich mit hoher Erwartungshaltung an vorliegendes Werk herangegangen – wie es mir letztendlich gefallen hat, ob es seinem regelrechten Hype gerecht wird und welche weiteren Leseeindrücke ich bei der Lektüre gewonnen habe, erfährst du in der folgenden Rezension.

Die Idee hinter der Geschichte ist und bleibt genial. Die Autorin erzählt dem Leser eine rasante Handlung, bei der man selbst nie weiß, was genau real ist und was nicht. Damit schafft sie es gelungen, nicht nur ihre Figuren selbst hinter das Licht zu führen. Trotz einiger Schwächen in der Umsetzung konnte mich „Caraval“ überzeugen und ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Fortsetzung und eine mögliche Verfilmung.

Gerbers Schreibstil beschreibt die Umgebung und Umstände des Spiels zwar gelungen und bildhaft, jedoch schafft er es auf Dauer nicht, mich zu packen. Ich hatte leider an keiner Stelle so wirklich das Gefühl, in der Geschichte „drin“ zu stecken.

Das mag vielleicht an der unnahbaren Protagonistin liegen. Scarlett ist eine allzeit skeptische und ängstliche Figur, welches zwar durch ihre Herkunft bzw. Vergangenheit zu erklären ist, an vielen Stellen jedoch unpassend und nervig erscheint. Durch das, was ihr zugestoßen ist, verschließt sie sich größtenteils gegenüber ihrer Außenwelt. Das ist zwar verständlich, aber aus der Sicht einer solchen Figur eine gesamte Geschichte zu erzählen, gestaltet sich recht schwierig und konnte mich nicht vollends überzeugen.

Die wenigen Figuren ringsherum fand ich da schon wesentlich identifizierbarer und sympathischer. Man weiß nie, wem man trauen kann und wem nicht – obwohl man doch nichts lieber täte, als einer Person ihr ganzes Vertrauen schenken zu können. Einige Hintergründe, den des Governors von Trista, Scarletts Vater, beispielsweise, werden nicht ganz ausgeleuchtet, sodass man hier auf die Fortsetzung von „Caraval“ warten muss, um ein schlüssiges und vollständiges Bild der Figur zu bekommen.

Das Spiel „Caraval“ an sich ist eine so spannende und faszinierende Idee, dass man am liebsten selbst in dem Wettstreit teilnehmen oder wenigstens zuschauen würde. Fantastische Ideen wurden geschickt in das Grundkonzept eingewoben, sodass man immer wieder etwas Neues in der Spielwelt entdecken kann. Fast ähnelt das Szenario Werken wie „Ready Player One“ oder „Nerve“, aber ist doch gleichzeitig ein so unverwechselbares und einzigartiges Buch.

Der ungeahnte Plot-Twist am Ende des Romans habe ich nicht kommen sehen, er gestaltet sich aber ungewöhnlich kompliziert und komplex. Das Motiv hinter den Taten ist zwar auf beiden Seiten verständlich, der Weg, das Ziel zu erreichen, jedoch erstaunlich umständlich. Einige Handlungsstränge wurden in „Caraval“ absichtlich nicht zu Ende geführt, um Interesse auf die nächsten Bände zu wecken.

Wie es nicht anders sein könnte in einem gegenwärtigen Jugendbuch, hat sich auch in „Caraval“ eine kleine Liebesgeschichte eingeschlichen. Diese wirkt hier jedoch mehr als nur fehl am Platz, die Gefühlsentwicklung der Protagonistin ist überhaupt nicht verständlich erklärt. Weshalb sie sich in der Kürze der Zeit ihrer Außenwelt hin öffnen kann, wo sie doch jedem vorher nur mit Skepsis begegnet ist. Auch erfüllt dieser Handlungsstrang hier keinen essenziellen Zweck, weshalb er austauschbar oder gar unerwünscht erscheint. Da frage ich mich doch eher, warum man sich nicht in dieser Erzählzeit den anderen Teilnehmern von „Caraval“ gewidmet hat, die in dem Szenario völlig untergehen und hier dadurch nicht die Atmosphäre eines Wettbewerbs entsteht, sondern nur ein Lauf gegen die Zeit.

Wenn man mich nach Beendigung der Lektüre fragen würde, ob ich „Caraval“ weiterempfehlen kann, dann wäre die Antwort trotz einiger Kritikpunkte, die in der Rezension zutage gefördert wurden, mit einem „Ja“ beantworten. Der Roman ist wie eine gute Zirkusaufführung: pures Entertainment, bunte Farben und spektakuläre Show. Es gibt viele spannende Ideen, eine rasante Handlung und überzeugende Kulisse. Die positiven Aspekte überwiegen letztendlich.

Fazit:

„Caraval – Es ist nur ein Spiel“ ist ein empfehlenswertes Jugendbuch mit einem grandiosen Szenario, das über die nicht schmackhaften Kritikpunkte hinwegtäuschen kann.

Gerne vergebe ich drei von fünf Sternen.