Rezension

chaotisch, durcheinander aber eindrücklich

Die satanischen Verse - Salman Rushdie

Die satanischen Verse
von Salman Rushdie

Bewertet mit 5 Sternen

Der Schauspieler Gibril Farishta, seines Zeichens vielleicht ein Erzengel und der zum Quasi-Teufel mutierende Saladin Chamcha sind die beiden Protagonisten dieses Buches. Eigentlich kommen ja beide aus Indien, finden sich aber zur Wiedergeburt stürzend nach einer Flugzeugexplosion über London wieder. Was sich hier sehr Wirr und Konfus anhört, zeichnet dieses außergewöhnliche Buch aus. Salman Rushdie hüpft in vielen Geschichten, Träumen und Gefühlswelten durch die Welt und beleuchtet, neben dem Konflikt zwischen "gut" und "böse" auch die Entstehung des Islam und der Wertung von aktuellen Konflikten. Ab und an mag einem die Wirklichkeit vorkommen wie ein Traum. Und andersherum.

 

Inflationär geht Mr. Rushdie mit Metaphern, Hinweisen und Parallelitäten um. Dies macht er so geschickt, dass einem quasi nichts anderes übrig bleibt, als sich mit den geschichtlichen Hintergründen zu befassen. Es strengt an, in dem Buch voran zu schreiten. Aber eben dieses Voranschreiten belohnt der Autor mit tiefen, philosophischen Einblicken und Wertungen die einem jedoch nicht in den Mund sondern vielmehr zur Auswahl bereit gelegt werden.

 

Religion kann sowohl Mystik wie auch Politik sein. Und natürlich wäre es auch möglich, ein "Geschäft" darin zu sehen. Durch die Beschäftigung mit dem Thema als solches werden einem Einblicke in die Welt eines kritischen Islam gegeben.

 

Wie ich mittlerweile mitbekommen habe, ist diese Fatwa (Rechtsaufruf in diesem Fall zu Tötung), die damals von Khomeini ausgesprochen wurde, nicht nur alleine auf den Autor sondern vielmehr auf jeden bezogen, der den Inhalt der "Satanischen Verse" kennt (Verleger, Drucker, ... Leser). Allerdings stelle ich mir immer noch die Frage, ob dieser Khomeini vielleicht einfach nur beleidigt war weil sonderlich Ketzerisch ist dieses Buch in meinen Augen nicht zu sehen. Es sei denn, man sieht es als Ketzerei an, wenn Menschen anfangen über eine Geschichte nachzudenken.

 

5*

Kommentare

Naibenak kommentierte am 04. August 2014 um 22:03

Schöne Rezension! Das Buch schwirrt hier im Haus auch noch irgendwo rum :D Habe mich bislang nicht ran getraut...

Britta Röder kommentierte am 05. August 2014 um 12:53

Steht auch schon lange auf meiner WL. Aber gerade weil es so komplex ist, habe ich mich bisher gescheut. Doch diese schöne Rezension ist ein erneuter Anreiz.